Am gestrigen Tag hatten fast alle ev. Kirchen zu einem Gottesdienst eingeladen; man wollte gemeinsam an die Reformation erinnern. In der Bergkiche Schönbach gedachte man nicht nur an jenen Tag, als einen Tag vor Allerheiligen 1517 Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche Wittenberg genagelt hatte, sondern konnte an der feierlichen Taufe von Emma teilnehmen. Über 500 Jahre sind seit jenem Tag, der nun im “Osten” noch als gesetz- licher Feiertag begangen wird vergangen, doch so Manches ist in unser tägliches Leben zurückgekehrt. Vieles davon kritisierte damals Luther zurecht in seinen Thesen, doch es begleitet und heute wieder in anderer Form. Pfarrerin Dorothea Schanz brachte es den Besuchern verständlich ´rüber, in diesem Feiertagsname stecke das Wort Reform, rief alle zu einem friedlichen und netten Miteinander auf.
Die Colditzer hatten einen anderen Anlass zu diesem Gottesdienst; Luthers treuer Freund Wenzeslaus Linck stammt aus unserer Stadt. Obwohl Luther nie in Colditz war, öfter in Grimma und Leisnig, halfen ihm damals wichtige Personen, wie KF Friedrich der Weise, Gustav II. Adolf von Schweden und später die kf-liche Familie Christian des I. mit seiner Frau KFin Sophie. Nach der Verurteilung Luthers in Worms versteckte KF Friedrich der Weise Luther als Junker Jörg auf der Wartburg, wo er die Bibel, eines der meistgelesenen Bücher, in´s Deutsche übersetzen konnte. Er gab ihm auch einen Lehrstuhl an der Universität Wittenberg, vertrat seine Meinung, dem Volk eine gute Bildung zu verschaffen und für ein angenehmes Leben zu sorgen. Gerade in diesem Jahr erinnerten wir uns an den 500. Todestag dieses weitsichtigen Herrschers. Eines der von Luther kritisierten Punkte war der Ablasshandel. Wer Sünden begangen habe, sollte sich durch einen Geldbetrag “freikaufen” können. Mit dem Geld sollte aber in Wirklichkeit der Bau des Petersdoms in Rom finanziert werden. Heute wird es durch die weltlichen Herrscher genauso gehandhabt. Dem Fussvolk werden bewusst falsche Informationen für die Verwendung riesiger Summen gegeben; Zahlen wie hunderte Milliarden kannte Luther noch nicht. Aber damals wie heute sollen sie aus den Taschen des kleinen Mannes genommen werden. Sollten nicht auch sie sich an das 8. der 10 Gebote halten – du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten!
“Und wenn die Welt voll Teufel wär und wollt uns gar verschlingen, so fürchten wir uns nicht so sehr, es soll uns doch gelingen. Der Fürst dieser Welt, wie faur er sich auch fühlt, thut er uns doch nichts. Das macht, er ist gericht, ein Wörtlein kann ihn fällen. (Eine feste Burg ist unser Gott – Strophe 3 – Text und Melodie Martin Luther).
Musikalisch wurde der Gottesdienst begleitet vom Flötenkreis Colditz. Im Anschluss waren die Gäste zu einem gemütlichen Schwatz bei Kaffee und Kuchen eingeladen. Man sollte Jene wie Linck, Friedrich der Weise oder Luther nicht vergessen, die für die Stadt Colditz und das Umland Geschichte schrieben. Historische Ereignisse, die noch heute festen Bestand haben, auch wenn sie in einer ganz anderen Art auf uns herniederprasseln.
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