Am gestrigen Donnerstag (28.8.25) fand die August-Stadtratsitzung statt. Der Saal füllte sich mit viel Einwohnern; es mussten noch Stühle herbeigeholt werden. Dieser Aspekt ist sehr erfreulich, dass Bürger zur SR-Sitzung kommen, doch gestern nicht ohne Grund. Als TOP 11 war eine Debatte zur Beschlussfassung “Stellungnahme der Stadt Colditz zur “Teilfortschreibung Erneuerbare Energien” des Regionalplanes Leipzig-Westsachsen (BV 115-2025). Die Einwohner hatten die Möglichkeit, ihre Meinung zu den Themen zu äußern, was sie auch ausführlich taten. M. Constantin sprach mehrere Faktoren an, die als negative Begleiterscheinung des Schrittes zu Windrädern auftreten; von angeblicher Wirtschaftlichkeit, Eingriff in die Natur bis hin zur Beeinträchtigung unserer Gesundheit. Eine Raschützerin, betroffen vom Lärm der jetzigen Windräder, konnte nicht verstehen, man noch keinerlei Daten kenne, wie hoch das geplante neue Windrad werden soll und welche Leistung es haben wird. Sie kritisierte auch, dass all diese Dinge hinter dem Rücken der Bürger entschieden werden. BM Z. antwortete, dass er das auch noch nicht wisse, aber heute gehe es ja nur erst mal um die Stellungnahme, ob wir mit Windkraft weitermachen oder nicht. Die Stadt brauche das Geld aus den Windrädern, um künftig Vereine und Kindergärten am Leben zu erhalten. Wir müssen ein Verständnis der Bürger anstreben, dass sie auch Entscheidungen akzeptieren, die nicht jedem Einzelnen gefallen. Als Beispiel nannte er die Erweiterung von anona an der Färberbergsiedlung, die Erweiterung des Kiesabbau in Schönbach oder die Abgase von Magmalor. Es fielen auch erstmals Zahlen, welche Mio-Summe für den Bau des neuen Windrades seitens der Stadt mit mindestens 20% Anteil aufgebracht werden müsste. Nach einigen Anfragen zu den finanziellen Mitteln, welche Sicherheit denn bei dieser Beteiligung seitens der Stadt bestehe, gab Z. zu, dass er auch nicht garantieren könne, ob in einigen Jahren, wenn der Bau stattfände, die versprochenen Einnahmen noch kämen. Woher die Stadt die erforderlichen Gelder für den Bau nehmen könne, steht ebenfalls noch nicht fest; BM Z. hatte es doch schon erwähnt – die Stadt rechnet nun mit klammen Kassen und wenig Hilfe von Kreis, Land und Bund. Als Sicherheit für eine ev. Insolvenz muss ja der Bauherr für den dann erforderlichen Rückbau eine hohe Summe hinterlegen. Ein SR kritisierte auch die Colditzer Steuerpolitik. Wir haben die höchste Gewerbesteuer nicht nur in Sachsen ; damit locken wir keine Unternehmen nach Colditz. Jeder Unternehmer fragt zuerst; welche Steuern kommen denn hier auf mich zu? Da fällt eher der Blick auf andere Städte.
Seitens der SRe war immer öfter die Frage zu spüren – warum soll ich jetzt eine Entscheidung treffen und mitverantworten, die für Colditz ganz negative Auswirkungen haben kann? Es kann auch nicht sein, dass einige Wenige den Schaden davontragen, damit Politik-Konzepte umgesetzt werden können. Ist das mit meinem Gewissen vereinbar? Auch das Gegenargument des BM, dass es doch heute nur eine Stellungnahme sei, keine Beschluss, sahen die SRe immer mehr anders. SRin Juhrich brachte den Vorschlag ein, dass man die Abstimmung nicht allgemein, sondern namentlich machen solle. Diesem Vorschlag wurde zugestimmt. Jeder SR wusste nun, dass er für seine getroffene Entscheidung im Sitzungsprotokoll steht. In der 1. Abstimmung ging es um die Frage: Soll die Stadt beim Bau eines neuen Windrades in Bockwitz weiterhin an der “Windstromer KG” beteiligt bleiben? das Ergebnis – Nein. Teil 2 – ist die Stadt Colditz als Ersatz der 4 Windräder FÜR den Bau eines neuen Windrades? Hier ein ganz klares Abstimmungsergebnis – NEIN!
Nach dem NEIN zum Windrad-Bau in Bockwitz verließen die meisten Gäste den Saal; ein Zeichen, dass ihnen dieser TOP der wichtigste der ganzen Sitzung war.
Ob der Freistaat diese Entscheidung akzeptiert, steht in den Sternen. Wir haben gerade in jüngerer Zeit gelernt, dass die Regierung ständig gefasste Beschlüsse umgehend revidiert. Unser eh. Wirtschaftsminister Robert Habeck, dem wir den Umbau der Energie maßgeblich zu verdanken haben, hat sich inzwischen gänzlich aus der Politik zurückgezogen. Mit dem Scherbenhaufen, z.B. einem unsinnig teuren Strom für Wirtschaft und Haushalt, der die halbe Industrie lahmlegt, müssen wir zurechtkommen. Ein neues Windrad in Bockwitz wird daran nichts ändern; die Energie bleibt für uns sündhaft teuer, auch wenn wir statt einem zehn bauen würden.
vorheriger Eintrag: Colditzer Gegenwind soll abgeblockt werden
nächster Eintrag: 650 Jahre Hohnbach