100. Geburtstag des Colditzer Tierfotografen Helmut Drechsler

Zum Gedenken an Helmut Drechsler

Zum Gedenken an Helmut Drechsler

Das Geburtshaus Helmut Drechslers in der Dresdener Straße

Das Geburtshaus Helmut Drechslers in der Dresdener Straße

1952 - Unterwegs mit seiner Frau Gretel (Foto: D-Archiv)

1952 – Unterwegs mit seiner Frau Gretel (Foto: D-Archiv)

Ihn interessierte nicht nur die Fotografie, auch das Verhalten der Tiere (Foto: D-Archiv)

Ihn interessierte nicht nur die Fotografie, auch das Verhalten der Tiere (Foto: D-Archiv)

Den Tieren immer auf der Spur (Foto: D-Archiv)

Den Tieren immer auf der Spur (Foto: D-Archiv)

Er arbeitete selbst an der Weiterentwicklung der Fototechnik mit

Er arbeitete selbst an der Weiterentwicklung der Fototechnik mit

Welch Freude in meiner Jugend, eine solche Postkarte zu erhalten

Welch Freude in meiner Jugend, eine solche Postkarte zu erhalten

Hemut Drechsler in Afrika (Foto: D-Archiv)

Hemut Drechsler in Afrika (Foto: D-Archiv)

Das Begräbnis Helmut Drechslers in Fort Archambault / Zentralafrika (Foto: D-Archiv)

Das Begräbnis Helmut Drechslers in Fort Archambault / Zentralafrika (Foto: D-Archiv)

Gedenkstein zur Namensweihe des Helmut-Drechsler-Weges zur 700-Jahrfeier der Stadt 1965 (Foto:G. Zimmermann)

Gedenkstein zur Namensweihe des Helmut-Drechsler-Weges zur 700-Jahrfeier der Stadt 1965 (Foto:G. Zimmermann)

Als Ehrengäste anwesend - der Direktor des Berliner Tierparkes Prof. Dr. Dathe und Werkleiter des PC Günter Gottlebe (Foto: G. Zimmermann)

Als Ehrengäste anwesend – der Direktor des Berliner Tierparkes Prof. Dr. Dathe und Werkleiter des PC Günter Gottlebe (Foto: G. Zimmermann)

Die Gedenksteineinweihung - riesiges Interesse auch der Colditzer (Foto: G. Zimmermann)

Die Gedenksteineinweihung – riesiges Interesse auch der Colditzer (Foto: G. Zimmermann)

Das neue Drechsler-Haus auf dem Hartenstein

Das neue Drechsler-Haus auf dem Hartenstein

Der Filmvorführraum mit einer Elektroheizung in der Decke

Der Filmvorführraum mit einer Elektroheizung in der Decke

Eigens für ihn angefertigte Möbel im Wohnzimmer

Eigens für ihn angefertigte Möbel im Wohnzimmer

Drechslers Witwe Gretel (re.) im Gespräch mit Dr. Dr. Möbius vor einer großen Sammlung Drechslerscher Werke

Drechslers Witwe Gretel (re.) im Gespräch mit Dr. Dr. Möbius vor einer großen Sammlung Drechslerscher Werke

Das Kohlbachtal mit Teichhaus heute

Das Kohlbachtal mit Teichhaus heute

Am 18. September diesen Jahres hätte der in Colditz geborene Helmut Drechsler seinen 100. Geburtstag feiern können, doch es war ihm nicht vergönnt. Geblieben ist dennoch ein großes Stück Geschichte der Tierfotografie, die er wesentlich mit geprägt hat. Um die Technik, die uns heute dafür zur Verfügung steht, würde er uns beneiden. Tierfotografie war aber schon immer ein besonderes Kapitel der Fotografie – während ich bei Familien- oder Gruppen- fotos meine Bilder bauen und damit gestalterisch beein- flussen kann, ist ein Tierfoto in der Wildnis mit einem riesigen Vorbereitungsaufwand und dann trotzdem mit einem großen Quentchen Glück verbunden. Drechsler beobachtete die Tiere schon als Kind genau, machte bereits in jungen Jahren die ersten Bilder. Nach dem Krieg brachte er 1948 über die von ihm gegründete Colditzer Verlagsanstalt seinen 1. Farbbildband, erschienen im Brockhaus-Verlag, “Kleine Welt am Wegesrand heraus”. Wie vernarrt er in die Natur war, lässt sich auch aus der Gründung des Kreiskultur- bundes im Januar 1946 ableiten, deren Initiator er war. Nachdem er die heimatlichen Naturschönheiten, z. B. die Eschefelder Teiche in´s Visier genommen hatte, zog es ihn in die Ferne. Zwischendurch arbeitete er auch journa- listisch, war für die “Soltauer Nachrichten” tätig und versuchte sich mit manch anderer Arbeit noch ein paar Mark zu verdienen. Doch er fand schnell wieder zurück zu seinem Hobby, der Tierfoto- grafie. 1956 hatte er das Glück, an seiner 1. Auslandsexpedition nach Südfrankreich teilzunehmen, fasziniert von den Flamingos im Rhone-Delta. Auch daraus resultierte eines seiner weltbekannten Farbbild- bände “Zigeuner, Stiere und Flamingos”. Durch seine hohe Anerkennung, die er für seine erzielten Ergebnisse erhielt, dehnte sich sein Arbeitsgebiet auch weiter aus, führte ihn bis nach Zentralafrika. Auf einem Foto ist er gemeinsam mit einer heimischen Frau und Kind zu sehen, deren Schmuck darauf schließen lässt, dass es eher die Tochter eines Stammesführers war. Um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen, arbeitete er auch strebsam an technischen Neuerungen in Fotografie und späteren drucktechnischen Verarbeitung. Das brachte ihm sogar Patente ein. Es war selbst für mich eine große Freude, eine Karte mit seinem Bild zu erhalten. Wenn er von seinen langwährenden Exkursionen nach Colditz zurückkehrte, war der “Fremdenhof zur Brücke” sei 1. Anlaufpunkt. Noch Jahre nach seinem Tod brachte es der Objektleiter Walter Herold immer wieder begeistert in Erinnerung, dass, “wenn er auftauchte, die Sau ´rausgelassen wurde. Oft mussten verschiedene Gäste bezahlen, ihnen wurde Gaststättenschluss verklickert. Mit einer ihm zugeneigten Dame verschwand er dann auch schnell ´mal in der Küche, das Licht ging aus…. Vielleicht entstand auf diese Weise seine Tochter. Er hatte es auch ´drauf, sich seine Pfeife mit einem 5-Mark-Schein anzubrennen.” Inzwischen hatten sich die Drechslers ein Haus auf dem Hartenstein bauen lassen. Nicht selten kam er einfach mit Gästen völlig unange- meldet nach Hause, um ihnen seine Bilder oder Filme zu zeigen. In einer “kalten Bude” war das unangenehm, darum ließ er sich von der Colditzer Elektrofirma Klitzing eine elektrische Deckenheizung einbauen, sodass es wie in einem Kückenstall ruck-zuck angenehm warm wurde. Seine letzte Reise, von der er nicht wieder zurückkehrte, führte ihn nach Zentralafrika. In der Nacht vom 3. zum 4. Februar 1960 kam es zu einem bis heute ungeklärten Absturz am Steilufer des Schari-Flusses mit Todesfolge. Im Fort Archambault wurde er dann auch sofort beerdigt.
Trotz dass Menschen nicht mehr unter uns sein können; ihre Erinnerungen leben weiter. So schrieb Joachim Funke; “Die Erinnerung an Helmut Drechsler ist wach geblieben, das freut mich als Patenkind von Helmut ganz besonders. Auch war das Bild im Umzug vor kurzem (gemeint ist der Festumzug zur 750-Jahrfeier – die Red.) ein wohltuendes Gefühl. Am Montag treffe ich mich mit Herrn Prof. Voigtländer, er beabsichtigt im Weißen Lug, eine Gedenktafel zu Ehren von Helmut Drechsler zu errichten. So werde ich dieses Projekt nach Kräften unterstützen.” Dr. Bernd Voigtländer hatte Drechsler bei einem seiner Vorträge kennengelernt. Bei seinen späteren Recherchen stieß er auf Drechslers spätere Haushälterin Friedel Niemz, wo er übernachten konnte. Auch Dr. Wolf Erler kann sich an jene Zeit noch gut erinnern: “Helmut Drechsler hat mich als Jugendlichen begeistert. Ich habe ihn in Olbernhau 1954 bei einer Filmvorführung und in Berlin 1956 bei den Ornithologen erlebt. Seine Texte und Bilder sind mir auch heute noch lieb und teuer! Ich weiß noch, dass ich ihn nach einer Veranstaltung fragte, welche Kamera für mich die beste wäre. Er empfahl mir erst einmal ein gutes Fernglas. Das Dekarem von Zeiss 10×50 hat mich ein Leben lang begleitet.” Auch Werner Sommer erinnert sich: “Jede Matinee im Capitol Leipzig Ende der 50er Jahre war wie ein besonderes Erlebnis für all die Zuschauer seiner hervorragenden Bilder und seiner Begeisterung, mit der er bei seinen Vortägen alle in seinen Bann zog. Es begann damit, daß er mit seinen Stiefeln auf die Ballustrade sprang und sofort die Zuhörer mit seiner charmanten Art auf seiner Seite hatte. Auch er weckte in mir die Freude an der Fotografie, auch die an der Tierfotografie und den tausend kleinen Dingen am Wegesrand, die man leider allzu oft übersieht. Es war tragisch, daß er am Ende einer Expedition ein so schreckliches Ende fand. Ich denke oft an HD und freue mich über die Bücher von seinen Abenteuern.”
Inzwischen sind seit seiner Geburt 100 Jahre vergangen, die Zeit ist fortgeschritten, unsere Lebensweise der Nachfolgegenerationen hat sich geändert. Den jungen Leuten sagt der Name Helmut Drechsler selbst in Colditz wenig. Man hat (leider) heute andere Interessen. Es wäre schön, würde man sich auf diese alten Werte zurückbesinnen, die außergewöhnlich erfolgreiche Arbeit solcher Menschen schätzen zu lernen.

spiegel

1 Kommentar

  1. Schubert
    Schubert 20. April 2021 at 14:47 | | Antworten

    Hallo,
    in 60jahren hat mein Vater, Dr.Hans Schubert, das Haus gekauft. Es war wunderschön da zu Wohnen. Schade nur mein Mutter mußte es nach dem Tot meines Vaters, 1975, verkaufen.

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