Auf den Spuren von Airey Neave

Britische Historiker unterwegs auf dem Fluchtweg eines Gefangenen des Oflag IV C

Britische Historiker unterwegs auf dem Fluchtweg eines Gefangenen des Oflag IV C

Die Colditz Society übernachtet im Schloss Colditz

Die Colditz Society übernachtet im Schloss Colditz

Kurze Besprechung - David Ray und Familie von Bünau (Staatl. Schlösser und Burgen Sachsen)

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Start zur Nacht-Führung durch das Schloss

Start zur Nacht-Führung durch das Schloss

In der Schlosskirche, durch die der Fluchttunnel führte

In der Schlosskirche, durch die der Fluchttunnel führte

Abstieg in den Keller zum Eingang des Fluchttunnels

Abstieg in den Keller zum Eingang des Fluchttunnels

Hinauf in den Dachgboden zum berühmten Glider

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Vor 2 Jahren wurde der Nachbau für das Museum hochgehievt

Vor 2 Jahren wurde der Nachbau für das Museum hochgehievt

Heimatfreunde aus Altenburg-Nobitz montierten ihr Modell

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Viele Stufen hinunter und wieder so viele hinauf - wir besichtigen den Festsaal

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Alle Vorstellungen waren leider ausverkauft, die Darsteller in Urlaub

Alle Vorstellungen waren leider ausverkauft, die Darsteller in Urlaub

Für Jene, die dem Weg Airey Neave zu Fuss gefolgt waren, ein harter Marsch

Für Jene, die dem Weg Airey Neave zu Fuss gefolgt waren, ein harter Marsch

Gepäck und die noch fehlenden Mitglieder der Colditz Society kamen mit dem Bus nach

Gepäck und die noch fehlenden Mitglieder der Colditz Society kamen mit dem Bus nach

Am vergangenen Sonntag hatte das Schloss Colditz einen Besuch der etwas besonderen Art – der britische Historiker-Verein “Colditz Society” hatte sich zu seinem 25-jährigen Jubiläum etwas Besonderes ausgedacht. Sie wollten diesmal nicht nur das Schloss Colditz mit seinem legendären Oflag IV C besuchen, sondern den Weg ihres Offiziers Airey Neave folgen, dem als Ersten am 5. Januar 1942 die Flucht aus dem als “ausbruchsicher” geltenden Lager gelang. Deshalb hielt man sich nicht lange in Colditz auf, kam erst gegen Abend an und nahm nach einem kurzen Abendbrot auch einen nächtlichen Rundgang durch das einstige Gefangenenlager in Kauf, schaute sich die markantesten Punkte an. Alles war verbunden mit einem anstrengenden “Trepp auf – Trepp ab”, doch das Interesse besiegte die kräftezehrenden Wege, selbst da, wo sie nur mit einer Taschenlampe erreicht werden konnten. Schon am Montag in aller Frühe folgten sie den Spuren des Gefangenen zum Bahnhof Leisnig. Einige muteten sich sogar zu, diese über 12 km lange Strecke wie damals Airey zu Fuß zurückzulegen, was ihnen auch gelang. Wer dies nicht schaffte, konnte mit dem Gepäck aller diese Strecke mit dem Bus fahren. Für den damaligen Offizier einer britischen Aufklärungseinheit war damit die Flucht noch nicht beendet. Im Gegenteil, von da an begann erst ein riesiger Weg. Als deutscher Soldat verkleidet, ausgestattet mit gefälschten Papieren, gab er sich als flamischer Zwangsarbeiter aus, der versetzt werden sollte. Sein Weg führte über Leipzig, Regensburg, Ulm, Singen, Schaffhausen und bei Ramse in die Schweiz, von da in das benachbarte Frankreich. Diese Etappe beschrieb er später als die schwierigste, denn von von Franzosen aus Angst angezeigt zu werden, schien nicht ausgeschlossen. Über die Pyrenäen führte dann sein Weg über Spanien bis Gibraltar, nun englisches Territorium. Auf einem Schiff konnte er in seine alte Heimat zurückkehren, totz Angst, dass dies von einem deutschen U-Boot versenkt würde. Von nun an arbeitete er für den britischen Geheimdienst MI9, unterstützte die Widerstandskämpfer. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges ging er in seinen alten Beruf eines Juristen zurück. Doch bereits 1947 setzte er seine Arbeit in Deutschland fort, war in den Nürnberger Prozessen eingebunden. Er fungierte u.a. als Verteidiger im Prozess gegen die KZ-Wärterinnen von Bergen-Belsen. Im Heimatland mischte er später auch in der Politik kräftig mit, kam 1953 in das Unterhaus, hatte ein enges Verhältnis zu Margaret Thatcher, wurde später Schattenminister für Nordirland. Wahrscheinlich war dies auch der Auslöser für sein jähes Ende. Zu jener Zeit herrschte eine gewaltige Auseinandersetzung mit Nordirland. Am 30 März 1979 fiel er durch einen Bombenanschlag der IRA in der Tiefgarage seiner Dienststelle dieser kriegerischen Auseinander- setzung zum Opfer.
Mit der Geschichte des Oflag IV C im Schloss Colditz beschäftigt sich die Colditz Society intensiv. Federführend darin ist David Ray M.B.E., der nicht zum 1. Mal Colditz besuchte. Auch an der Festveranstaltung zum 70. Jahrestag der Befreiung von Colditz am 16. April vergangenen Jahres saß er unter den Ehrengästen. Für ihn ist Colditz ein Stück Heimat geworden. Eine Realität müssen wir auch akzeptieren – in Großbritanien und dem angelsächsischen Raum ist Colditz weitaus bekannter, wie hier in Deutschland. Das bescherte uns bisher auch einen großen Touristenstrom. Nun wissen wir wenigstens, wer dieser junge Soldat der Deutschen Wehrmacht ist, dessen Pappbild uns auf dem Hof 2 des Colditzer Schlosses anstrahlt – Airey Neave.

spiegel

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