Colditzer Eisenbahngeschichte

Das Modell der "Saxonia", die als 1. Lokomotive Deutschlands 1839 ihren Dienst aufnahm.

Das Modell der “Saxonia”, die als 1. Lokomotive Deutschlands 1839 ihren Dienst aufnahm.

Die alte Lok im Festumzug 2015

Die alte Lok im Festumzug 2015

Es ließ sie nicht schlafen - Eduard Ulrich (re.) und Dr. Wolfram Beyerl (li.)

Es ließ sie nicht schlafen – Eduard Ulrich (re.) und Dr. Wolfram Beyerl (li.)

Der Bastler mit den "goldenen Händen" und sein Geschaffenes

Der Bastler mit den “goldenen Händen” und sein Geschaffenes

Das Unikat vor historischer Kulisse am Schloss Podelwitz

Das Unikat vor historischer Kulisse am Schloss Podelwitz

Das einzige straßentaugliche Modell der "Saxonia"

Das einzige straßentaugliche Modell der “Saxonia”

Heute hätte die “Saxonia” ein kleines Jubiläum, am 7. April 1839 kam sie zur Eröffnung der Eisenbahnstrecke Leipzig – Dresden erstmals zum Einsatz. Doch drehen wir die Uhr kurz zurück… Um an die Einweihung des Colditzer Bahnhofes 1875 mit dem Anschluss an das Eisenbahnnetz zu erinnern, hatte Eduard Ulrich ein Modell der “Saxonia” für den Festumzug nachgebaut, was unter den Zuschauern eine riesige Begeisterung und Anerkennung auslöste. Aber es gibt eben nicht nur Laien unter den Betrachtern, sondern auch manchen Experten und so hieß es plötzlich: na ja, es war eine gute Idee und schön gemacht, aber in Colditz ist ja die “Adler” gefahren und nicht die “Saxonia” und die sah auch etwas anders aus… Letzteres Argument stimmte zwar auch nicht ganz, denn zur Eröffnung der Colditzer Bahnstrecke gab es auch die “Adler” schon nicht mehr, sie war längst durch neuere Modelle ersetzt worden. Das ließ dennoch die beiden Initiatoren Dr. Wolfram Beyerl und Eduard Ulrich nicht schlafen. Sie kümmerten sich darum, wie denn die “Saxonia” wohl ausgesehen haben mag, versorgten sich Bildmaterial (der einzige Nachbau steht heute als Leihgabe im Verkehrsmuseum Dresden. Dieses Modell wurde 1988/89 zum 150sten Jubiläum der Ferneisenbahn in Betrieben der DDR gebaut, ging mit der Wiedervereinigung in das Inventar der DB über und erhält keinerlei Unterstützung, dass es wenigstens bei feierlichen Anlässen noch fahren könnte. Seine Betriebserlaubnis ist erloschen, eine erforderliche Prüfung der DB zu teuer. Ede machte sich noch einmal an die Arbeit, das Colditzer Modell so umzubauen, dass es weitestgehend dem Original nahekommt. Es begann mit Verhandlungen um den Kauf des darunter steckenden Dumpers mit Dietmar Härtel, die zu einem guten Ergebnis führten, wofür alle drei zufrieden waren. Darauf folgte der Kraftakt des Hobby- bastlers Ede in seiner Werkstatt. Wieviel Stunden er dafür geopfert hat, kann er selbst nicht sagen – “es begann im September, nun ist die Lok fertig. Gebraucht habe ich mindestens ein Vierteljahr”. Parallel hat Dr. Wolfram Beyerl die Kupferaufbauten zuarbeiten lassen. So entstand ein einzigartiges Modell sächsischer technischer Geschichte. Übrigens – ganz harmlos ging vor fast 180 Jahren der Einsatz nicht ab. Zur Einweihung der Strecke Leipzig – Dresden wollte man die Lok aus Sachsen, die der Dresden – Übigauer Johann Andreas Schubert konstruiert und gebaut hat, nicht zum Einsatz bringen. Man bevorzugte eine “Adler” aus England. Im Nachgang berichtete man auch von einer Gemeinheit, die an jenem Tag passiert sein soll. Eine Weiche wurde falsch gestellt, sodass die “Saxonia” entgleiste. Ob dies überhaupt stimmt, konnte bisher nicht belegt werden. Der Nachbau nun fertig, unternahm am vergangenen Samstag einen Ausflug durch den Tiergarten zum Schloss Podelwitz. Das Unikat hat seine Jungfernfahrt mit Bravour bestanden.
Und was soll nun damit werden? Es ist unseres Wissens das einzige Modell einer “Saxonia” in ganz Deutschland, was einen Untersatz hat, der straßentauglich ist. Es kann also zu Umzügen oder Veranstaltungen aller Art eingesetzt werden, der Transport über weite Entfernungen ist problemlos möglich. Dr. Wolfram Beyerl will eine eigene Homepage dafür einrichten, damit dieses Angebot überhaupt publik gemacht werden kann. Eines kann man allerdings zum heutigen Stand schon sagen: Ein Grüppchen agiler Heimatfreunde hat eine absolute Rarität geschaffen, wofür ihnen höchste Anerkennung gebührt. Vor allem dem Senior Eduard Ulrich, der mit unheimlich viel Liebe und Fleiß dieses Exemplar schuf, sei besonderer Dank gesagt. Lassen Sie uns hoffen, dass es im Laufe der nächsten Jahre in manchem Umzug zu sehen ist und die Zuschauer begeistern wird – ein tolles Stück sächsischer Eisenbahngeschichte.
Die 1. offizielle Vorstellung bei den Colditzern soll zum diesjährigen Birkenfest erfolgen.

spiegel

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