Colditzer Stolpersteine

Bi_SSt_M13X

Colditzer Stolpersteine

SSt_09X_13

Das Verlegen der Steine

SSt_12X_13

Seli Nußbaum war einst auch Mitglied im Chor

SSt_24X_13

Ein Zeitzeuge: Hans-Joachim Kronbiegel

SSt_33X_13

Ein stilles Gedenken

SSt_42X_13

Die Stolpersteine

Für die Touristen und Einheimischen macht das alte Renaissance-Haus Markt Nr. 13 einen wunderschönen Eindruck, dokumentiert ein Stück unseres sächsischen Städtebaues. Doch mit ihm ist auch  ein unrühmliches Stück Stadtgeschichte der jüngeren Zeit verbunden. Das 3. Reich ist auch mit all seinen Auswirkungen nicht spurlos an Colditz vorbeigegangen. In diesem Haus hatte sich eine jüdische Kaufmannsfamilie niedergelassen, betrieb über viele Jahre ein Textilwarengeschäft. Familie Nußbaum galt als eine angesehene Kaufmannsfamilie, hatte einen guten Ruf. Auch die Eltern von Helene Nußbaum, die Familie Modulsky, waren in Grimma und Leisnig geschäftlich im Handel tätig. Die Hegemonie der Nazis sorgte schnell dafür, dass sie ihre Geschäfte aufgeben und Nußbaums sogar ihr Haus am Markt “verkaufen” mußten. Vorrübergehend zogen sie deshalb in die Lausicker Strasse Nr. 15. An jene Zeit konnte sich der schräg gegenüber wohnende Hans-Joachim Kronbiegel noch gut erinnern. “Wir spielten immer als Kinder zusammen, so wie es eben unter Kindern üblich ist. Manfred war ein richtiger Kamerad, wir haben uns alle gute miteinander vertragen”, so seine Worte. “Eines Tages standen Beamte bei uns vor der Tür und forderten meinen Vater auf, dafür zu sorgen, dass ich nicht mit Judenkindern spiele. Mein Vater hat es Gott sei Dank nicht getan, denn ich hätte das “warum” damals auch nicht verstanden. Dafür bin ich noch heute meinem Vater dankbar.” Dann, 1942, verschwanden  die Nußbaums, es hieß, sie sind verzogen. Als einmal ein SS-Mann auf Urlaub in Colditz zu Hause war, erzählte er, er habe in Theresienstadt die Nußbaums gesehen. Was aber mit Theresienstadt verbunden war, durfte er nicht sagen.” Nun zeigen uns allerdings geschichtliche Belege  die Wahrheit, sie waren in das heute allen bekannte KZ hinter dem Erzgebirgskamm deportiert worden. Mit der Überstellung 1944 nach Auschwitz war das Leben aller 3 Familienmitglieder, Mutter Helene, Vater Seli und Sohn Manfred,  ausgelöscht worden.  Eine Gruppe junger Leute der Colditzer Mittelschule haben den Lebensweg der Familien Nußbaum und Modulsky versucht, genauer zu erforschen. Daraus ist ein zeitgeschichtliches Projekt entstanden. Mit der Verlegung der Stolpersteine vor diesem Markthaus will man wenigstens heute noch an den Leidensweg dieser Familie erinnern. Das Rad der Geschichte läßt sich zwar nicht zurückdrehen, doch es sollte ein Anstoß zum Nachdenken sein, sich nicht wieder von irgend einer irrsinnigen Ideologie verblenden zu lassen. Das brachte auch Hans-Joachim Kronbiegel in seinen Worten klar zum Ausdruck. “Ich habe mich in meiner Jugend auch durch so einen Wahn verleiten lassen, mit zu machen, wo ich mich heute selbst frage, wie so etwas passieren konnte.” Diese Generation hat dafür eine harte Strafe zahlen müssen. Viele schöne Jahre ihrer Jugend sind dadurch unwiederbringlich verloren gegangen, nicht wenige haben es sogar mit dem Leben bezahlen müssen. Deshalb mahnte auch Bürgermeister Matthias Schmiedel: Nicht einfach wegschauen, was sich um uns selbst herum abspielt. Man sollte diesen Leuten keine Plattform bieten, es zu glorifizieren und andere noch mit in den Sumpf hinein zu ziehen.

spiegel

Kommentar eintragen

Hauptmenü