Karwoche und Corona-Sorgen

Das Heilige Abendmahl - aus einem Gesangbuch von 1883

Das Heilige Abendmahl – aus einem Gesangbuch von 1883

AmSonntag begann mit dem Palmsonntag die Karwoche, die wichtigste Woche im christlichen Kirchenjahr. Weltweit wird das Leiden, die Kreuzigung mit dem Sterben, die Auferstehung Christi seit Jahrhunderten in Ritualen der verschiedensten Art begangen. Auch in unseren Kirchen ist das religiöse Brauchtum erhalten geblieben, hat selbst die Reformation überlebt. In diesem Jahr müssen wir aber für uns völlig ungewohnte Beschränkungen hinnehmen. Die Besuche all unserer Gotteshäuser sind derzeit bis auf Weiteres nicht gestattet, um der Corona-Epidemie entgegen zu treten. Die in vielen Kirchgemeinden um diese Zeit stattfindenden Konfirmationen mussten ebenfalls abgesagt, bzw. auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Jubelkonfirmationen, Taufen, Hochzeiten – abgesagt oder verschoben auf Später.
Eine Widmung in einem Gesangbuch zur Konfirmation von 1918

Eine Widmung in einem Gesangbuch zur Konfirmation von 1918

Eine Widmung in einem Gesangbuch zur Konfirmation von 1918; trifft sie den aktuellen Stand unserer Gesellschaft? ” Wir wollen trauen auf den höchsten Gott, und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.” Sowohl im kirchlichen, als auch im weltlichen Kalender steht bei uns der Karfreitag als offizieller Feiertag. Chara – soviel wie Kummer, er ist als Todestag Jesu geschichtlich festgehalten. Feiern werden wir das Osterfest in diesem Jahr nur im kleinsten Familienkreis. All die Verwandten besuchen oder zu sich nach Hause einladen, ist nicht gestattet. So kann das traditionelle Ostereiersuchen für die Kleinen nur im eigenen Garten, sofern man einen hat, stattfinden. Vergessen sollten wir aber auf keinen Fall, dass sich für viele Leute der Rhytmus nicht verändert hat. Krankenschwestern, Ärzte, Pflegekräfte, Rettungsdienste, Feuerwehr, Polizei, Verkäuferinnen… Sie müssen weiter ihrer gewohnten Arbeit nachgehen, werden mit zusätzlichen Diensten belastet, um uns ein sicheres Gefühl zu geben, diese Krise schadlos zu überstehen. Doch gerade sie kämpfen an der gefährlichsten Nahtstelle zwischen Gut und Böse, der Gefahr, selbst infiziert zu werden. So bleibt es eine absolute Bitte – richten Sie ihr Verhalten gegenüber all diesen Personen äußerst rücksichtsvoll ein!
Ein sonniges Frühlingswochenende steht uns bevor; etwas, wonach wir uns sehnen. Da wächst die Verlockung, die eigenen vier Wände zu verlassen, sprunghaft an. Wir Ländler haben wesentlich günstigere Möglichkeiten, mal für ein Stündchen an die Luft zu gehen, als die Großstädter. Das betrifft vor allem Familien mit kleinen Kindern und tut allen gut. Vergessen Sie aber nicht den Sicherheitsabstand, falls Sie uterwegs in unserer herrlichen Landschaft Gleichgesinnten begegnen. Gehen Sie ihnen ausnahmsweise mal “aus dem Weg”.
Trotz Corona – Ihnen allen ein frohes und gesundes Osterfest.

spiegel

1 Kommentar

  1. Dorothea Schanz
    Dorothea Schanz 7. April 2020 at 17:19 | | Antworten

    In allen Zeiten haben Menschen Unsicherheiten erlebt: Kriege, Krisen, schmerzliche Trennungen, Krankheiten. Und jede neue Generation hat sich damit auseinander zu setzen, dass das Weltgefüge sich immer wieder verändert und vermeintliche Sicherheiten sich auflösen. Das Corona-Virus bringt uns zum Nachdenken: Nichts ist selbstverständlich.

    Schwierig ist die Situation sicherlich auch deshalb für viele Menschen, weil nicht das Vertrauen in Gott da ist, der uns auffängt und auch im Leiden und Sterben noch da ist, sondern der Glaube an die Machbarkeit und Beherrschbarkeit von allem. Das ist leider nicht so. Das Leben können wir nicht durchstylen. Natürlich bin auch ich froh, dass viele Forscher nun am Werk sind, um Medizin gegen das Virus zu finden und einen Impfstoff entwickeln. Natürlich bin ich froh, dass sich Mediziner und Pflegepersonal sich einsetzen und alle Kräfte für die Erkrankten mobilisieren. Und ich bin auch froh, dass der Blick jetzt einmal verstärkt auf die Berufsgruppen gelenkt wird, die tagtäglich für Ernährung, Energie, medizinische Versorgung, Bildung usw. sorgen.

    Ich habe für mich im Glauben an Gott einen Halt gefunden, der mir hilft, auch mit Krisen umzugehen. Es muss mir nicht alles Angst machen, was auf mich einströmt. Gott schenkt neues Leben! Gerade dafür steht das Osterfest. Und das macht mir Mut.
    Und ich kann beten für die Kranken, die durch Covid19 oder eine andere Erkrankung betroffen sind und sie Gott anbefehlen und bestmöglich versuchen, den Angehörigen zur Seite zu stehen.

    Ich habe ein Lied im Ohr:
    “Meine Zeit steht in deinen Händen.
    Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.
    Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden.
    Gib mir ein festes Herz! Mach es fest in dir!”

    D. Schanz, Pfarrerin in Großbothen

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