Über Schönbach weht ein scharfer Wind

Blick vom Felsen am Rauschenbusch auf Schönbach

Blick vom Felsen am Rauschenbusch auf Schönbach

Schönbach schätzte schon immer die Windkraft

Schönbach schätzte schon immer die Windkraft

Ohne Wind gäbe es kein Drachenfest

Ohne Wind gäbe es kein Drachenfest

Einwohnerversammlung am 12.12.23 in der "Goldenen Krone"

Einwohnerversammlung am 12.12.23 in der “Goldenen Krone”

Prof. Dr. Andreas Bergner

Prof. Dr. Andreas Bergner

So würde das Größenverhältnis Windräder zum Dorfprofil aussehen

So würde das Größenverhältnis Windräder zum Dorfprofil aussehen

1000 Windkraftanlagen müssten errichtet werden, um Kraftwerk Lippendorf zu ersetzen

1000 Windkraftanlagen müssten errichtet werden, um Kraftwerk Lippendorf zu ersetzen

Erzeugung ist das eine, Abtransport das andere Problem

Erzeugung ist das eine, Abtransport das andere Problem

Dieses herrliche Panorama wäre Geschichte

Dieses herrliche Panorama wäre Geschichte

Die Windräder bei Bockwitz

Die Windräder bei Bockwitz

BM Zillmann (li.) und Prof. Dr. Berkner (re.)

BM Zillmann (li.) und Prof. Dr. Berkner (re.)

Die Energiewende nimmt in Deutschland Fahrt auf. Allen weltweit ist klar, dass es so nicht weitergehen kann; man sucht nach einer Lösung. Der Ausspruch “es ist schon 5 nach 12″ hat längst Schule gemacht, doch die Frage nach dem “Wie” kann im Moment noch nicht beantwortete werden. So lautet eine generelle Festlegung seitens unserer Ampel-Regierung, dass ein Jeder seinen Betrag dazu leisten soll. Die Forderung geht also vom Bund über die Länder und Kreise bis in die Kommunen, die dafür zu sorgen haben, dass sie konsequent umgesetzt werden. Das gilt auch für die Stadt Colditz mit ihren 26 Ortsteilen. Somit müssen nun alle Städte und Gemeinden Vorschläge unterbreiten, wie sie die Anforderungen in ihrem Gebiet umsetzen wollen. Dass da hinter den Kulissen in Colditz bereits im Vorfeld Absprachen mit Grundstücksbesitzern geführt worden waren, sollte nicht in die Öffentlichkeit kommen. In einer SR-Sitzung sollten die SRe schnell ihre Hand heben, dass Schönbach für den Bau von mehreren Windkraft- anlagen (WKA) auserkoren war. Die SRe waren über diese Blitz-Platz-Forderung so perplex, dass sie mehrheitlich ihre Zustimmung verweigerten; forderten erst einmal eine Einbeziehung der Schönbächer. Am gestrigen Dienstag hatten aktive Schönbacher Bürger zu einer EW-Versammlung eingeladen und bereits eine Petition in´s Leben gerufen, gegen den Bau solcher WKA im Schönbacher Gebiet zu stimmen. Mit etwa 120 bis 130 Gästen wurde diese Angelegenheit höher als wichtig eingeschätzt; es mussten noch Stühle herbeigeschafft werden.
Als Experten hatten die Organisatoren Prof. Dr. Andreas Bergner gebeten, den Leuten die Umstellung auf erneuerbare Energien fachlich zu erklären. Mit einer ganzen Reihe Fakten und Zahlen gab er einen fachlich hochwertigen Überblick, was uns erwatet, um dieser Mammutaufgabe auch bei uns im Landkreis gerecht zu werden. Einen Haken erwähnte er auch – man arbeite im Moment noch an Vorgaben von 2021, doch es kämen von oben ständig neue Vorschriften. So könne es auch sein, dass man Maßnahmen heute festlegt, die nächste Woche schon nicht mehr gelten, weil der Bund neue Forderungen stellt. Dennoch, auch der LK Leipzig müsse Wege finden, auf den geforderten 2% der Flächen Windkraftanlagen zu errichten. Wo diese nun stehen könnten, sollten auch die Kommunen untereinander absprechen. Das Ziel, die 2% sollen auf Beschluss des LK bereits 2027, und nicht erst 2032 erfüllt werden, wie der Bund es fordert. Dass die Gäste diesen Vortrag sehr hoch einschätzten, machten sie mit ihrem Applaus deutlich. Bevor es aber in die 2. Runde ging, der Möglkichkeit, dass Gäste Fragen stellen können, nahm BM Zillmann kurz Stellung. Er sieht die Umstellung auf umweltfreundliche Energien als eine Aufgabe, deren wir uns alle nicht entziehen können. “Doch wir müssen hier Entscheidungen treffen; bleibt das offen, bringt das nichts. Lassen wir uns gestalten oder gestalten wir es selbst; aber das ist meine private Meinung.”
Nun ging es in die Fragestunde der Gäste. Die Organisatoren hatten alles gut vorbereitet; es war eine Mikrofonanlage im Einsatz, sodass im überfüllten Saal schon während der vorherigen Reden jeder Gast alles gut verstand. Zudem managte der Moderator alles gut. Aus Gründer der Tatsache, dass nicht spätere Vorwürfe die Runde machen, nenne ich hier die Namen der Fragenden nicht. Als 1.sprach ein auswärtiger Gast, dass diese Energie-Umstellung nicht nur positive Seiten hat. Es sind Langzeiteingriffe in unsere Natur und unser Leben. Schönbach hat gerade den 1.Schaden weg; die Erweiterung der Kiesgrube (was noch gar nicht abgeschlossen ist). Wir werden hier einfach von Bund und Land erpresst! Es ist ökonomisch und ökologisch Schwachsinn! Ein weiterer Fragender: Wie steht die Stadt dazu, als größter Verbraucher?
Dazu antwortete Dr. Berger kurz. Eine weitere Frage stand im Raum: Diese Anlagen sind doch nicht Eigentum der Stadt, sondern gehören privaten Investoren; die wollen natürlich Geld verdienen. Die sind doch in der Regel gar nicht hier aus dem Ort, da geht es ja nur auf Profit aus. Denen ist es doch egal, wie wir damit zurecht kommen! Einfache Antwort: es ist noch nicht in dem Topf, wo es kocht. Aufgeworfen wurde auch die Frage, was den nun aus den bestehenden, schon rel. alten WR in Bockwitz wird. Dass man da in interner Runde bereits Besprechungen zum Ersatz geführt hat, fällt unter Colditzer Schweigepflicht. Hier werden die Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt. Fakt aus Fachkreisen ist: WKA müssen nach ca. 20 Jahren abgebaut werden, auch wenn sie noch funktionieren. Die tech. Turm ist abzubauen und muss als Sondermüll entsorgt werden, da bis heute noch keine Technologie besteht, eine Wiederaufarbeitung zur späteren Nutzung auszuführen. Man lagert sie derzeit in totgelegte Bergwerksschächte ein, alles streng geheim. Die Nutzung der Fundamente für die nächste Generation der WKA ist statisch nicht machbar, weil deren Größe eine viel höhere Standfestigkeit erfordert. Eine Zerstückelung der Stahl-Beton-Fundament wäre lt. Dr. Berger viel zu kostenaufwendig, sodass man sie eben nur mit Boden überdeckt. Für die neuen WKA müssen also auch neue Fundamente gegossen werden. Damit sind wir bei einem der Gründe der Vorwürfe eines Gastes: ökon.- und ökol. Schwachsinn; es gehen auch große Ackerflächen verloren. Doch jener Gast ergänzte seinen Ärger noch weiter: Um die WKA überhaupt zu bauen und die gewonnene Energie abzutransportieren, ist ein erheblicher Aufwand erforderlich, den die Anwohner zu schlucken haben. Es geht von Straßen zum Bau bis zu rieigen Stromtrassen für die Energie. Das wäre gerade für Schönbach eine totale Verschandelung seiner wunderschönen Landschaft. Betrachtet man die Lage der vorgesehenen Flächen zum Ort, so ist davon auszugehen, dass der meiste Wind aus Richtung West kommt und damit die Geräusche der WKA in´s Dorf überträgt; eine totaler Abbruch der hiesigen Lebensqualität.
Ein absoluter Kritikpunkt richtete sich an den BM Zillmann. Wieso ist diese schon seit 2 Monaten im Rathaus liegende Angelegenhiet erst wenige Tage vor der SR-Sitzung herausgegeben worden und zur schnellen Entscheidung. In welcher Schublade hat sie denn die ganze Zeit gelegen? Wir sollen in wenigen Tagen entscheiden, was irgendwo unbeachtet im Rathaus lag! BM Zillmann gab zur Antwort, “dass er die Brisanz dieses Themas unterschätzt habe. Das ist völlig schief gelaufen; es sei nicht absichtlich verzögert worden.” Aber er habe beim LRA nun schon um Fristverlängerung gebeten. Zu seinem Personal: Es seien alles gute Menschen, es seien aber auch Krankheit und die Fülle an Papierkram, die für die Personale eine riesige Belastung wäre. SR W. stellte diese Antwort etwas in Frage: “wenn es um einen Radlader oder so etwas geht, kommt das schnell in den SR, hier bei dieser so Viele betreffenden Angelegenheit, bleibt es einfach liegen….

Das Thema ist noch längst nicht abgeschlossen, denn die dazu zu treffenden Entscheidungen sind weitreichend in die Zukunft. Die Schönbächer hat die Vorgehensweise der Stadt total “auf die Palme” gebracht. Sie möchten ihren Ort weiter zu einem lebenswerten Dörfchen behalten; gerade dafür wurde in den letzten Jahren viel Gutes gemeinsam getan. Eine Legende des Dorfes ist die Bettelfrau; doch die heute hier Lebenden möchten nicht bei der Stadt oder dem Land um ihre Zukunft betteln.
Es wird sicher nicht der letzte Bericht sein, denn das Thema lässt sich nicht einfach unter den Teppich kehren – wir bleiben d´ran!

spiegel

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