Altstadtsanierung – wie geht es weiter?

Blick über Colditz

Blick über Colditz

Die Sophienschule

Die Sophienschule

Colditzer Markt mit Rathaus

Colditzer Markt mit Rathaus

Am gestrigen Abend fand in der Sophienschule eine Veranstaltung mit der Thematik “Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes” statt. Die Aula war fast völlig gefüllt, ein positives Zeichen, dass sich viele Colditzer für die Entwicklung ihrer Stadt interessieren. Bürgermeister Zillmann machte nur eine kurze Begrüßung, übergab rasch das Wort der Moderatorin Frau Fischer (Wüstenrot). Die Punkte wurden mit einem Beamer auf eine Leinwand projeziert. Sie bat die Besucher, Fragen einzuwerfen, die sie zu den jeweiligen Punkten haben. Das lockerte die Konzeptvorstellung auf und wurde von einigen Gästen genutzt.
Gänzlich neu war für Einige der Vortrag nicht: er wurde in der SR-Sitzung am 21.6.18 schon den SRen vorgestellt. Mit einer Reihe grafischer Darstellungen über unterschiedlichste Altersstruktur in verschiedenen Zonen, Zustand der Bausubstanz der Häuser, der Wohnungen und der demografischen Entwicklung. Es wurden Zonen auf dafür vorbereiteten Stadtkarten demonstriert, wo man die Schwerpunkte für Veränderungen sieht. Frau Fischer nachte aber deutlich, dass es sich hier nur um eine Zukunfts-Studie handelt, konkrete Projekte seien noch nicht benannt.
Zahlen müssen uns nachdenklich machen – man rechnet im Sanierungsgebiet mit einem weiteren Rückgang von etwa 1,5 % der Einwohner. Die generelle EW-Zahl in Colditz wird von heute 8.632 um 7,9 % sinken, keine gute Aussicht. Die Zahl der Rentner wird steigen, die der Erwerbstätigen dagegen sinken. Im Sanierungsgebiet hat man derzeit schon einen Wohnungsleerstand von 28,9 %, Gewerberäume betrifft es bereits mit 25,8 %. Ob diese von Besuchern angezweifelten Zahlen überhaupt stimmen, mussten sowohl Frau Fischer, als auch die BA-Leiterin Frau Rößner zugeben; man könne keine exakten Erhebungen durchführen. In der Altstadt sei ein hoher Gewerbeleerstand sichtbar, am deutlichsten in der Töpfergasse.
Wie soll es nun weitergehen – eine brennende Frage? Es fehle in Colditz an attraktiven Arbeitsplätzen mit ordentlicher Bezahlung, Freizeitangeboten, ja sogar Spielplätzen in der direkten Altstadt und Parkmöglichkeiten (jeder Haushalt hat heute im Durchschnitt 2 Pkw´s). Eins ist sicher – diese ineinander spielenden Probleme sind nicht in 14 Tagen abstellbar. Sie erfordern ein über viele Jahre umzusetzendes, ausgeklügeltes Konzept. BM Zillmann antwortete diesbezüglich auf Fragen der Besucher: Wir wollen nicht nach Hinten blicken, was falsch gelaufen ist, wir müssen nach Vorne schauen.
Eine Tatsache brachte Frau Fischer ein: Kommen Fremde über die Dredener Straße in die Stadt, bietet sich ein erschreckendes Bild, was sie als Eindruck durch die Stadt begleitet. Doch sie kommen gar nicht in´s Zentrum, fahren um den Stadtkern herum wieder aus der Stadt. Das ist nicht einladend. Wie dieses sich verschlechternde Bild verändert werden könne, noch keine Vorschläge. Die Grundstückseigentümer werden sich hüten, hohe Summen der Sanierung zu erbringen, wenn keinerlei Aussicht auf Rückerwirtschaftung (eigene Nutzung oder Vermietung) besteht. Der Verfall wird damit noch zunehmen. Das Europahaus, so wurde mit Darlegung des Ablaufes und der Gründe des Ruin´s von einem Gast vorgeworfen, hätte im Anfangsstadium verhindert werden können. Nun ist alles zu spät. Zur Sprache kam das schlechte Bild der Sophienschule. BM Zillman sagte aber mit einem anvisierten Termin von Ende 2019 den Abschluss der Sanierung zu. Bemängelt wurde auch die mangelnde Zusammenarbeit zwischen Stadt und Schloss, worauf die BA-Leiterin zugab, dass es nicht zufriedenstellend sei, aber das Schloss gehöre dem Freistaat…
Eine brennende Frage wurde allerdings mehrfach gestellt: Wenn das Altstadtsanierungs- programm fortgeführt wird, kommen dann weitere Kosten auf uns zu? Hier beschwerte man sich konkret, dass man die 2017 fälligen Ausbaubeiträge gezahlt habe, doch bei ihnen selbst sei bis heute nichts passiert. Die zugesicherte Löschung der Grundbuch- einträge betreffs Fördermittel sei bis heute nicht erfolgt. BA-Leiterin Rößner gab zu, dass bis heute nicht alle bezahlt haben, es auch schwer sei, die Eigentümer zu belangen und schließlich sei ja “auf freiwilliger Basis gezahlt worden”. Das war völlig neu. Heißt das “der Ehrliche ist immer der Dumme”? Sie versuchte die Gäste auch insofern zu beruhigen, dass schließlich Jeder von der Altstadtsanierung profitiere, auch wenn er selbst nicht in Genuss von Fördermitteln gekommen sei. Die Frage, ob mit der Fortführung des SE-Konzeptes weitere Kosten für die Grundstückseigentümer zu erwarten sind, konnte oder wollte nicht 100%ig beantwortet werden. Ebenfalls nicht die Frage, wie hoch man denn die Kosten für die weiterführende Altstadtsanierung schätze? Das Gleiche betrifft die Straßenausbaubeiträge – ein Streit, der momentan bundesweit im Gange ist. Man habe in Colditz dazu noch keine Satzung, deshalb könnten STAB nicht erhoben werden. Doch die soll im Moment noch nicht erarbeitet und danach im Stadtrat beschlossen werden. Ergänzung: STAB können zig Jahre rückwirkend erhoben werden. In Sachsen können es die Kommunen noch selbst entscheiden.
Man wies die Besucher noch einmal darauf hin: Vorschläge, Hinweise und Eingaben können noch bis zum 31.8. 2018 im Rathaus abgegeben werden. Man wünsche sich eine rege Bürgerbeteiligung.
Fazit: Die gestrige Veranstaltung machte uns deutlich, dass eine zukunftsträchtige Stadt nur mit umfangreichen Veränderungen erreicht werden kann. Das sind allerdings Faktoren, die ineinander spielen und kaum unabhängig voneinander gelöst werden können. Ein Vorsatz des neuen BM Robert Zillmann war, die Bürger mit einzubinden. Hier wird es deutlich – ohne das Zusammenwirken von Einwohnern und Rathaus wird sich die Aufgabe nicht lösen lassen. Dieses gegenseitige Vertrauen ist derzeit noch immer auf dem Null-Punkt. Eines steht allerdings fest – die Uhr tickt und die Zeit läuft förmlich davon.

spiegel

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