Colditz ist steinreich

Der letzte aktive Steinbruch in der Colditzer Haingasse

Der letzte aktive Steinbruch in der Colditzer Haingasse

Fels im Auenbachtal

Fels im Auenbachtal

Unweit davon im Auenbachtal...

Unweit davon im Auenbachtal…

Gestein ähnelt dem der Haingasse

Gestein ähnelt dem der Haingasse

Das über 1000 Jahre alte Gemäuer - Schloss Colditz

Das über 1000 Jahre alte Gemäuer – Schloss Colditz

Die Hainburg - Bau und Bruch eng nebeneinander

Die Hainburg – Bau und Bruch eng nebeneinander

Unweit davon - eine völlig andere Gesteinsart

Unweit davon – eine völlig andere Gesteinsart

Der Heimatturm  (1901) - Materialspender und Bau eng nebeneinander...

Der Heimatturm (1901) – Materialspender und Bau eng nebeneinander…

Der Wettin-Turm zum 800sten Jahrestag der Wettiner (Foto: S_Archiv)

Der Wettin-Turm zum 800sten Jahrestag der Wettiner (Foto: S_Archiv)

Der sagenumwobene  Nixstein in Podelwitz

Der sagenumwobene Nixstein in Podelwitz

Die Giksmutter...

Die Giksmutter…

Der weltberühmte Rochlitzer Porphyr - davor britische Gäste (Colditz Society)

Der weltberühmte Rochlitzer Porphyr – davor britische Gäste (Colditz Society)

Auf dem vorderen Schlosshof - die Pferdeschwemme, Sockel  und Torportale aus Rochlitzer Porphyr

Auf dem vorderen Schlosshof – die Pferdeschwemme, Sockel und Torportale aus Rochlitzer Porphyr

Eismann und Stockmann (ca. 1940 - Bild S-Archiv)

Eismann und Stockmann (ca. 1940 – Bild S-Archiv)

Die moderne Herstellung von Steinen - FEMA Colditz (Foto: H.Schneider)

Die moderne Herstellung von Steinen – FEMA Colditz (Foto: H.Schneider)

Jüngste Gerüchte, Colditz müsse viele Vorhaben zurückstellen, denn der Haushalt gäbe es nicht her, machen schnell die Runde. Aber Colditz ist doch steinreich, das ist, verlässt man ´mal sein Stübchen, nicht zu übersehen. Die Frage ist also eher, was man daraus macht.
Nehmen wir uns also etwas Zeit für einen Spaziergang durch die Colditzer Umgebung, um seine Natur zu bestaunen. Die Rotliegendzeit hinterließ uns, so Geologen, eine Unmenge vulkanischen Gesteins. Dass dies nicht in einer Nacht passiert sein wird, beweisen uns die unterschiedlichsten Arten in unmittelbarer Nähe zueinander. Abgebaut wurden die Steinarten aus wirtschaftlichen Gründen nicht überall. Manche sehen zwar schön aus, sind aber in der Weiterverarbeitung nicht besonders geeignet. So finden wir andererseits auch viele Bauten, deren Material aus unweit davon liegenden Steinbrüchen entnommen wurde. Die Transportwege mussten so gering wie möglich gehalten werden. Der ältere Teil des Colditzer Schlosses wurde aus Bruchstein errichtet, für die als Gartenlaube genutzte Hainburg konnte Gestein aus dem nur wenige Meter entfernten Bruch genommen werden. Den ähnlich gearteten Stein finden wir im Bruch der Haingasse, der sogar während der DDR-Zeit noch genutzt wurde. Ein naher Verwandter Bruch befindet sich nahe Hausdorf, dessen Abbau auch eingestellt werden musste. Erstaunlich deshalb, weil nur wenige hundert Meter entfernt, auch ein alter Bruch zu finden ist, dessen Gestein ganz anders aussieht. Auf dem Töpelsberg bei Terpitzsch begrüßt uns der Heimatturm. In nur 10 Wochen wurde er 1901 von 27 Arbeitern aus nur wenige Meter entfernt liegendem Felsgestein errichtet, wie es eine alte Postkarte zeigt. Ähnlich ist die Geschichte der errichteten Ruine zum 800sten Jahrestag der Wettiner. Oben auf der Bergkuppe das Denkmal, am Fuße der Steinbruch. Manchen Felsen haftet auch eine mystisch Geschichte an, so dem in Podelwitz in die Freiberger Mulde ragende Nixstein oder die im Grenzgebiet zum Leisniger Territorium liegende Giksmutter. Der natürliche Baustoff Bruchstein ist tief verwurzelt in die menschliche Geschichte. Die ältesten Bauwerke, an denen wir uns heute noch erfreuen können, sind in mühevoller Arbeit aus heimischen Baustoffen errichtet worden – Bruchstein, Holz, Stroh und Lehm. Der wohl berühmteste Baustoff unserer Region ist der Rochlitzer Porphyr. avancierte nach ganz oben. So begehrt macht ihn seit Jahrhunderten seine Beschaffenheit – gut abbaubar und vor allem durch sein weiches Gestein bestens geignet zur Gestaltung unserer Bauwerke. Von Sockeln an Häusern, Einfassungen von Fenstern und Türen, Brücken bis hin zur Gestaltung von Innenräumen und Außenfassaden finden wir ihn überall. Es gibt kaum ein bekanntes Bauwerk, das auf diesen Schmuckstein verzichtet hat. Das Interesse hat der Stein bis heute nicht verloren – noch heute wird er auf dem Rochlitzer Berg gebrochen. Die mühevolle Arbeit wurde durch Einsatz moderner Technik erleichtert, doch seine kulturelle Wertschätzung ist geblieben. Auch an Colditz ging diese Gesteinsart nicht vorbei. Wir finden ihn an und in historischen Gebäuden wieder. Schade, dass manches Portal, wie das des “Goldenen Kreuzes” am Markt verschwunden ist. Ein ganz wichtiges Portal im Schloss ist das der Schlosskirche. Wenn auch 2 Elemente verschwunden sind, dokumentiert es ein ganzes Stück Geschichte, erzählt uns die Verflochtenheit von Sachsen und Brandenburg.
Dann kam durch Veränderungen der Baustoffherstellung ein wesentlicher Umbruch der Naturgesteine zu in seiner Form gut herstellbarem Ziegel in Gang. Durch seine bei uns reichen Vorkommen an Ton, Kaolin, Lehm und Sand, entstand die keramische Industrie. Einer der letzten best entwickelten Fabriken Eismann und Stockmann schaffte viele Arbeitsplätze. Mit ihrer Spezialisierung auf Steine für die Feuerfest- industrie besetzte sie eine wichtige Stelle zur Belieferung von Stahlwerken und anderen Betrieben dieses Industriezweiges. Auch den gab es nach der Wiederver- einigung nicht mehr lange. Schnell noch eine kleine Episode über Marktwirtschaft: In den 70ger und 80ger Jahren gehörte ein Westberliner Baumarkt zu den Stammkunden der FEMA, holte ständig Lastzüge voller Leichtsteine. Dixi und ihre Mama sortierten die Steine akribisch nach “absolut fehlerfrei”, denn es war ja Exportware nach NSW. Vor der Bezahlung kam dann aber prompt eine Reklamation, die Rechnung wurde gekürzt. Der Baumakt-Chef wusste ja ganz genau; die können meine Beanstandung gar nicht kontrollieren, die dürfen ja nicht ´rüber. So kann man auch billig einkaufen…
Zum Verständnis: Nicht alle Fotos in diesem Artikel wurden mit genauem Standort bezeichnet. Eine Reihe dieser Vorkommen befinden sich auf Privatgelände und sind daher nur bedingt begehbar.

spiegel

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