Festgottesdienst Kirche Zschirla

Festgottesdienst

Festgottesdienst

Ökumenischer Chor

Ökumenischer Chor

Prof. Dr. H. Magirius

Prof. Dr. H. Magirius

Kaffee und Kuchen

Kaffee und Kuchen

Die Festwoche zum 150jährigen Jubiläum der Zschirlaer Kirche wurde am Sonntag, dem 25. Mai 2014 mit einem Festgottesdienst eröffnet. Musikalisch umrahmt wurde er vom Collmener Posaunenchor und einem ökumenischen Chor der katholischen Kirche “St. Rafael” Colditz und dem evangelischen Chor Erlbach / Zschirla. An der Orgel hatte Kantor Mark Zocher Platz genommen, der sich auch massgeblich an der Organisation und Ausge- staltung der Festwoche eingebracht hat.

In seiner Predigt erzählte Pfarrer Andreas Illgen davon, dass Zschirla schon viel früher eine Kirche hatte, die aber mit den Jahren immer mehr verfallen war. So schaffte man es vor 150 Jahren durch die Initiative des damaligen Pfarrers Magnus Adolf Blüher (1802 – 1884), der von 1851 bis 1877 in Zschirla tätig war, ein neues Gotteshaus zu errichten. Mit der Planung wurde der Leipziger Architekt Ernst Wilhelm Zocher beauftragt, der durch seine Reisen in viele Länder Europas wertvolle Erfahrungen im Kirchenbau gesammelt hatte.

Der Collmener Posaunenchor

Der Collmener Posaunenchor

Die kleine Ausstellung

Die kleine Ausstellung

Taufschale und -kanne (1864 renoviert)

Taufschale und -kanne (1864 renoviert)

Ausgeführt wurde der Bau dann natürlich von Firmen aus der unmittelbaren Gegend. Auch Pfarrer Andreas Ilgen erinnerte uns in seiner Predigt auf eine anschauliche Weise, dass selbst Martin Luther schon die Ansicht vertrat, “eine Kirche müsse nicht nur ständig repariert, sondern auch reformiert werden”. Diese Weisheit hat sich bis heute bewahrheitet. Repariert wurde die Zschirlaer Kirche in den letzten Jahren von aussen gründlich und mit hohem Aufwand, bietet weithin sichtbar wieder ein schönes Bild. Das Innere bedarf aber noch einer umfangreichen Rekonstruktion, wofür leider im Moment das Geld fehlt. Bürgermeister Schmiedel überbrachte den Gästen ein paar nette Grussworte zum Jubiläum der Kirche, nutzte aber gleich die Gelegenheit, auf das im kommenden Jahr anstehende 750jährige Jubiläum der Stadt Colditz aufmerksam zu machen. Danach übergab Mark Zocher einem Ehrengast das Wort, Herrn Prof. Dr. Heinrich Magirius aus Radebeul. Der 80jährige Kunsthistoriker, ehemaliger sächsischer Landeskonservator, erläuterte den Zuhörern Vieles über das Schaffen und den Stil Zochers. Beides ist unverkennbar, zeichnet sich durch ein abgetrenntes Kirchenschiff mit gerader Decke und einem seperaten, halbrunden Altarraum aus. Die Kirche präsentiert sich nach aussen mit einem massiven, spitzen Turm. Der Altar und die rechts und links an den Wänden hängenden Figuren sind uns aus dem Vorgängerbau erhalten geblieben und damit wesentlich älter als 150 Jahre. Eine der drei Glocken ist ebenfalls noch erhalten, zwei weitere, die Opfer des 2. Weltkrieges geworden waren, konnten 1995 durch eine grosszügige Spende der Familie Armin Hänsel wieder das Geläut vervollständigen. Dieser Festakt gestaltete sich damals zu einem Dorffest.

Mark Zocher, Prof. Magirius, Armin Hänsel, Pfarrer Andreas Illgen (v. li. n. re.)

Mark Zocher, Prof. Magirius, Armin Hänsel, Pfarrer Andreas Illgen (v. li. n. re.)

Auch heute hat sich an der Verbundenheit dieser Familie zum kirchlichen Leben des Ortes nichts geändert. Der Enkel, Mark Zocher, geht ebenfalls mit Leib und Seele für die Kirche auf, ist nebenberuflich Kantor und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Geschichte von Kirche und Ort, das aber nicht nur oberflächlich. Nach dem offiziellen Teil des Festgottesdienstes luden die Frauen der Kirchgemeinde zu Kaffee und Kuchen ein. So kam es zu einem ungezwungenen Beisammensein, nochmals begleitet von einem Ständchen des Collmener Posaunenchores, der diesmal vor der Tür im Garten seine Stücke darbot. Im Vorraum zum Kirchenschiff war eine kleine Auststellung zur Geschichte der Kirche aufgebaut worden, die nun die Gäste in Augenschein nehmen konnten. Zu sehen waren nicht nur einigen wertvolle Stücke aus dem Inventar, sondern auch Bilder der in den letzten 15 Jahrzehnten wirkenden Pfarrern der Gemeinde. Besonderes Augenmerk fiel aber auf ein paar aussergewöhnliche Modelle der Kirche selbst und den christlichen Höhepunkten, die mit viel Liebe und Akrebie vom Raschützer Hans-Jochim Kießig  gefertigt wurden, für viele ein tolle Überraschung. Dieser Gottesdienst war der Auftakt für eine Festwoche – wir werden noch weitere schöne Veranstaltungen erleben dürfen. Ein großer Dank an alle Organisatoren un Mitwirkenden.

2. Gottesdienst

2. Gottesdienst

Am gestrigen Abend , dem 28. Mai 2014, fand die 2. Veranstaltung im Rahmen der Festwoche statt. Sie stand unter dem Motto : “Herr Blüher lädt zur Nachtmusik”. Wer da allerdings mit einer rein musikalischen Abendveranstaltung gerechnet hatte, wurde von einer sehr gelungenen Überraschung begeistert. Den Abend gestalteten eigentlich nur 3 Personen, Pfarrer Andreas Illgen, Mark Zocher an der Orgel, begleitet von der Sängerin Bärbel Schneider. Er begann mit einigen musikalischen Darbietungen und einer kurzen Ansprache von Pfarrer Ilgen. Dann kündigte man den Ehrengast an, wo alle Gäste gespannt waren, wer das denn dieses mal sein wird. Es erschien Pfarrer Magnus Adolf Blüher, jener, der vor über 150 Jahren Pfarrer der Kirchgemeinde Zschirla war und den Kirchenneubau in Gang setzte.

Bärbel Schneider und Mark Zocher

Bärbel Schneider und Mark Zocher

Der alte Pfarrer Blüher (li.) und sein junger Kollege Illgen (re.)

Der alte Pfarrer Blüher (li.) und sein junger Kollege Illgen (re.)

2 Pfarrer und 150 Jahre Geschichte

2 Pfarrer und 150 Jahre Geschichte

An einem kleinen Tisch im Kerzenschein nahmen Pfarrer Blüher und sein junger Kollege platz, schlürften miteinander ein Gläschen Wein, Blüher sein Pfeifchen rauchend und unterhielten sich über die Zeit damals und heute. Blüher berichtete, in welch marodem Zustand die alte Kirche sich befand und dass ein Neubau dringend erforderlich war. Leider fehlte es auch damals schon am Geld. Aber es gab nicht nur finanzielle Probleme, selbst über den Standort des Neubaues wurde zwischen der Kirchenleitung in Leisnig und den Zschirlaern heftig gestritten. Andreas Ilgen fügte oft ein, dass dies noch heute so sei. Wie beide Seiten aber versuchten, sich durchzusetzen, erzählte Blüher an einem Beispiel. Der Küster, der ja für das Läuten der Glocken verantwortlich war, verlangte mehr Lohn, falls die Kirche an der Strasse zum Tiergartentor gebaut werden sollte, da ja sein Weg täglich weiter sei. Aus dem Zuschauerraum, der erfreulicherweise gut gefüllt war, kam daraufhin natürlich ein unüberhörbares Lachen. Was der gesamte Kirchenneubau samt Abrisss des alten Gotteshauses gekostet hat, belegen heute noch vorhandene Unterlagen, in denen Mark Zocher akriebisch gestöbert hatte. Sie beliefen sich auf rund 11.200 Goldtaler für den Bau und weitere 200 für den Abriss. Weil man noch nichts Genaues über die Beschaffenheit des Baugrundes wusste, war sogar eine Erhöhung für anfallende Mehrkosten des Fundamentes eingeplant. Auch der Termin der Fertigstellung war klar festgelegt – pro Tag Bauverzug sollte die verantwortliche Firma 3 Taler Strafe zahlen.

Allen 3 - Ein herzliches "Dankeschön"

Allen 3 – Ein herzliches “Dankeschön”

Sicher hatten viele Gäste  sogleich eine Frage im Hinterkopf: Was würde uns da der Flughafen Berlin-Brandenburg wohl heute kosten? Aber für alle anstehenden Probleme fand man damals doch irgendeine gütliche Einigung, sodass am 3. Advent 1864 die Kirche mit einem lang anhaltenden Geläut und einem Festgottesdienst geweiht werden konnte. Das ganze Dorf war in die Festlichkeit eingebunden und jene Personen, die mit ihren hohen  Spenden den Kirchenbau finanziert hatten, erhielten einen Ehrenplatz in vorderster Reihe der Kirche. Heute können wir nun das 150jährige Jubiläum dieses Ereignisses feiern. Für diesen wunderschön ausgestalteten Abend bedankten sich die Gäste mehrmals mit einem kräftigen Applaus, den alle ehrlich verdient hatten, die an der Ausgestaltung dieses Abends mitgewirkt hatten, besonders Mark Zocher. Mit einer ungezwungenen Unterhaltung, einem kleinen Appetitshäppchen und einem Gläschen Wein fand der Abend seinen Ausklang – auch so kann kirchliches Leben in einer kleinen Gemeinde gestaltet werden.

spiegel

Kommentar eintragen

Hauptmenü