Freitag, der 13. – ein rabenschwarzer Tag

Das Verwaltungsgebäude der CWG

Das Verwaltungsgebäude der CWG

Seit nunmehr fast 2 Jahren schwelt ein Streit zwischen Stadtverwaltung und der Colditzer Wohnungsbaugesellschaft (CWG), die 100-%ig Tochter der Stadt ist. Was das konkrete Streitthema ist, darüber herrscht totales Schweigen. Da diese Punkte nicht geklärt werden konnten, wurden harte Entscheidungen getroffen. Blicken wir kurz zurück: Die CWG ist der größte Wohnungsanbieter in der Stadt Colditz. In den zurückliegenden 23 Jahren hat sich die CWG einen guten Ruf unter den Mietern erarbeitet. Mieterprobleme konnten durch Gespräche und darauffolgende Arbeiten aus der Welt geschaffen werden. Der zweitgrößte Vermieter, die saks invest, übernahm den gesamten Immobilienbestand der ehemaligen AWG. Hier kam es mehrmals zu einem Missmanagement dieser Firma, sie leitete z.B. die von Mietern ordnungsgemäß bezahlten Betriebskosten einfach nicht an die Energieversorger weiter. Diese drohten mehrmals mit der Einstellung der Versorgung. Solche Ereignisse sitzen nach wie vor auch heute noch den Mietern der CWG im Hinterkopf, obwohl sie selbst gar nicht betroffen waren. Sie lösten einen totalen Sturm in der Stadt aus, als die Nachricht die Runde machte, dass man die CWG auch verkaufen will. Doch ein Investor ist kein Sozialfond. Er möchte mit dem eingebrachten Kapital eine Rendite erwirtschaften. Welche Auswirkungen dies für die Mieter hat, beweisen uns viele Städte, die diesen Schritt gingen, sich jetzt bemühen, ihn wieder rückgängig zu machen. Sogar unsere Landeshauptstadt Dresden gehört dazu. Das löste in Colditz einen Sturm der Entrüstung aus. Auch wenn die Einwohnerzahl allein durch den demografischen Faktor zurückgehen und damit die Wohnungsnachfrage sinken wird, steht die CWG wirtschaftlich auf gesunden Füßen. In den vergangenen 23 Jahren wurden im gesamten Stadtgebiet ständig Häuser saniert und damit das Stadtbild sichtlich verbessert. Alles geschah unter der Leitung des Geschäftsführers Uwe Letzas mit seinem Team. Doch im vergangenen Herbst wurde er von seinem Posten abbberufen und nach Hause geschickt. Das Warum bleibt ein eisernes Geheimnis. Der GF-Posten wird nun (technisch) von der Bauamtsleiterin Angela Rößner und (finanztechnisch) vom Kämmerer der Stadt Wolf-Dieter Jahn neben ihrer Arbeit im Rathaus ausgeführt. Über das Wie dies überhaupt möglich ist, herrscht ebensolches Schweigen. Wie hoch die dadurch erreichten Einsparungen sein werden, ist ebenso unbekannt. Ehrenamtlich dürften diese beiden Stadtangestellten die Arbeit wohl keinesfalls tun. Der auslösende Faktor, der Verkauf der CWG sei, so BM Schmiedel “vom Tisch”. In wie weit man dieser Aussage Glauben schenken kann, ist fraglich, denn auch das kann sich morgen schon wieder ändern.
Dass auf die CWG und damit der Stadt enorme finanzielle Forderungen aus der Entlassung des GF Letzas zukommen, müsste sowohl dem BM , als auch dem Stadtrat bekannt sein. Scheinbar ist dies eingeplant, denn der Stadtrat hat dieser Entscheidung mehrheitlich zugestimmt. In einem Gespräch mit Uwe Letzas vor wenigen Wochen, wie er es denn sehe, antwortete er sehr ruhig: “Ich habe einen Vertrag, und sehe der Sache gelassen entgegen. Wenn es zu keiner Einigung kommt, werde ich von meinem Recht Gebrauch machen.” Zu einer Einigung ist es nicht gekommen und nun wurde die 1. gerichtliche Hürde genommen. Die Stadt muss dem GF 100.000 Euro als Abfindung zahlen. Allein die Zahl sagt noch nichts, denn der Zahlung dieser Summe muss der Stadtrat erst zustimmen. Auch seitens des Klägers ist diese Entscheidung noch nicht rechtskräftig, denn die Form der Kündigung steht rechtlich auf wackligen Füßen. Das kann weitere Konsequenzen nach sich ziehen. Diese Entscheidung mussten BM Matthias Schmiedel, der Aufsichtsratsvorsitzende Tino Stenzel und Anwalt Jens Harting im Landgericht Leipzig zur Kennnis nehmen. Es wird allerdings keiner der Vertreter der Stadt Colditz zur Rechenschaft gezogen werden, die Zeche müssen letztendlich die Einwohner zahlen. Egal ob es bei den 100.000 Euro bleibt oder die Summe sich noch nach oben verändert. In der nächsten SR-Sitzung steht dieser Punkt noch nicht auf der Tagesordnung. Wenn er noch aus Termingründen eingefügt werden sollte, wird er auf jeden Fall im “nichtöffentlichen Teil” stattfinden, denn das ist nichts für die Ohren der Colditzer Einwohner. Das bekam selbst Ronny Dost (Mitglied des Aufsichtsrates der CWG) in einer der letzten Sitzungen in der FEMA zu spüren. Er saß anfangs im Publikum, wurde dann aber im nichtöffentlichen Teil hinzugerufen. Nur wenige Minuten später sagte er mir im Vorbeigehen zum Auto: “Ich lass mir doch nicht vorschreiben, mit wem ich über was rede…” Colditzer bürgerfreundliche Kommunalpolitik – toll!

spiegel

Kommentar eintragen

Hauptmenü