Ministerpräsident hört sich Colditzer Sorgen an

Kath. Pfarrer A. Leuschner, BM R. Zillmann, MP M. Kretschmer, Ev. Pfarrer S. Bickardt und MdL Svend-Gunnar Kirmes (v.l.n.r.)

Kath. Pfarrer A. Leuschner, BM R. Zillmann, MP M. Kretschmer, Ev. Pfarrer S. Bickardt und MdL Svend-Gunnar Kirmes (v.l.n.r.)

Rege Teilnahme an dieser Veranstaltung

Rege Teilnahme an dieser Veranstaltung

Pfarrer Bickardt moderiert die Runde

Pfarrer Bickardt moderiert die Runde

MP Kretschmer beantwortet ohne Umschweife die Fragen

MP Kretschmer beantwortet ohne Umschweife die Fragen

Auch der Bürgermeister hat Anliegen

Auch der Bürgermeister hat Anliegen

Es bleiben keine Themen aus und vor...

Es bleiben keine Themen aus und vor…

Ein kleines "Dankeschön" für die geopferte Zeit

Ein kleines “Dankeschön” für die geopferte Zeit

Pfarrer Stephan Bickardt, der 2 Jahre in Colditz tätig war, uns nun bald verlässt, hatte die Idee, unseren Colditzern die Gelegenheit zu geben, ihre Sorgen und Probleme an höchster Stelle vorzutragen und damit das Miteinander in Bewegung zu bringen. Die Räumlichkeit stellte die katholische Kirche “St. Raphael” zur Verfügung. Als Hauptperson war unser sächsischer Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) eingeladen und hatte sein Kommen zugesagt. Seine erste Frage aus den Gästen war, wie so sein täglicher Ablauf in Familie und Beruf stattfindet. Er machte deutlich, dass der straff mit Terminen im Freistaat gefüllt ist, also keine leichte Beschäftigung; aber das Amt erfordert es. Diese Frage wirft aber einen Schatten auf die Veranstaltung: Von den Colditzer Stadträten, die für die zukünftige Entwicklung unserer Stadt Entscheidungen treffen, war nur ein einziger da. Gleiches fiel schon auf, als die renomierte Prof. J. Rump in Colditz weilte und einen Blick in die Zukunft warf, was uns in D und der Welt in den nächsten 20 Jahren erwartet. Auch hier – nur 1 Stadtrat anwesend. Haben unsere Stadträte, die über das Wohl unserer Bürger entscheiden, kein Interesse, wie die Zukunft für die Stadt zu gestalten ist? Etwa 120 Bürger hatten das gestern schon.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer

Ein Themenblock befasste sich auch mit der Reak- tivierung der Bahnstrecke und allgemein die nicht zufrieden- stellenden Möglichkeiten des Öffentlichen Personen- nahverkehrs (ÖPNV). Eine Anwesende zeigte auf, wie umständlich es ist, von Colditz nach Chemnitz auf Arbeit zu gelangen und wieder zurück. “Es bleibt nur das Auto!” Einer der Fehler im System ist, dass die Angelegenheiten 2 verschiedene Landkreise betrifft und da gibt es scheinbar keine Übereinkunft. Gerade der Raum um Colditz bleibt dabei vom ÖPNV völlig abgehängt. Auch die Wiederaufnahme des Bahnverkehrs wird nur wegen dem Tourismus keinen Sinn machen. MP Kretschmar nahm das Thema auf, bestätigte auch die Meinung, dass es ein wichtiges Thema für den ländlichen Raum ist. Schon allein die Ortsteile unserer Stadt sind mit dem ÖPNV schwer zu versorgen. Für alte Menschen ist der Wunsch, einfach mal in die Stadt zu fahren, langsam Utopie geworden. Solche Projekte werden aber auch auf Wirtschaftlichkeit untersucht und da kann manches nicht umgesetzt werden. Noch ärmer ist der abendliche Besuch kultureller Veranstaltungen in den Städten wie Grimma oder gar Leipzig. Der Südraum Leipzigs fühlt sich abgehängt und das ist ein Argument in der Entscheidung: ziehen wir nach Colditz oder nicht? Diese fällt nicht nur mit Aussicht auf einen Arbeitsplatz, sondern auch mit der Frage: was erwartet uns dort nach Feierabend für eine Freizeit? Seine Unterstützung, den Plan der BM von Grimma, Rochlitz und Colditz, die Bahn-Reaktivierung voranzutreiben, hat Kretschmer auf jeden Fall zugesagt.
Ein weiterer Fragenkomplex war das Thema Kinder / Bildung. Die Lehrerin Frau P. kritisierte, dass Kinder von der Schuleinführung abgewiesen werden müssen, weil sie für die 2-zügigkeit nicht ausreicht, doch die eine Klasse übersteigt. Dass man diesen Umstand per Gesetzesänderung einfach lösen könnte, sieht der MP nicht. Hier prallen zu viele verschiedene Ansichten aufeinander. Auch die Digitalisierung an den Schulen muss überarbeitet werden. Das beginnt bei der Schulung der Lehrer und endet bei der Nutzung. Als Beispiel legte der MP dar, dass Singapur es handhabt, den Laptop in der Schule mit zu verwenden, doch auch das Schulbuch hat nach wie vor seinen Stellenwert. Man sollte überlegen, was kann uns das I-Net nutzen und was sollte man tun, damit es die Menschen nicht ausnutzt. Für das Miteinander in der Schule wäre die Einhaltung eines einfachen Dreiecks richtig: Eltern – Lehrer – Schüler. Der Staat hat auch Spielregeln; wir können den Eltern nur bedingt auf die Füße treten.
Der sich immer weiter zuspitzenden Arbeitskräftemangel lässt sich nur durch Aufnahme von Ausländern regeln. Bei uns werden demnächst 2 Alte in Rente gehen, aber dafür nur 1 Junger nachrücken. Thüringen hat ein Projekt gestartet, was sich schon positiv auswirkt. Es hat eine große Anzahl vietnamesischer Fachkräfte geholt und damit eine Lücke geschlossen.
Ein weiteres Thema war der Tourismus: Der Freistaat hat bis jetzt ca. 40 Mio. Euro in die Sanierung unseres Schlosses gesteckt. Fertig werden soll es etwa 2025/26. Ob dann aber die erhofften Touristen kommen, ist fraglich. Dazu gehört ein breites Umfeld. Ein Überdenken der Förderung für die Tiergartensanierung hat er zwar zugesagt, doch auch da haben andere Abteilungen noch ein Wörtchen mit zu reden.
Nach einer weiten Zeitüberziehung zog der Moderator den Schlussstrich. Erstaunlich, dass die vor Hitze glühenden 120 Gäste das überhaupt so lange ausgehalten haben,
Eine kurze Bewertung durch Pfarrer Bickardt: “Ich bin beeindruckt, wie viele Colditzer konkrete Probleme aufgelegt haben, ein Beweis, dass Colditz gut vorankommen kann. Man sollte Mut zu allen Themen haben, sie zu lösen. Mir selbst ist Colditz in den 2 Jahren, die ich hier zu tun hatte, sehr an´s Herz gewachsen.”
Auch BM Zillman bewertete es ähnlich: “Es waren super konstruktive Fragen, kein sinnloses Gemecker. Öffentlich hat der MP auch den Ball zurückgespielt.”
Pfarrer Leuschner sieht es ähnlich: “Es war ein Signal der Colditzer, das weitergetragen werden wird”.
Alle, sowohl die Regierenden in Landes- oder Stadtebene haben reichlich Hausaufgaben bekommen. Die anwesenden Gäste haben davon auch einige mit nach Hause genommen. Jeder wird gespürt haben – alles geht nur miteinander und nicht gegeneinander. Das sagte Kretschmer schon zu seiner Politik im Landtag: Wir wollen keine Politikführung, sondern mit den Bürgern Politik machen. Der gesellschaftliche Friede sollte gewahrt bleiben!

spiegel

1 Kommentar

  1. Schilde, Sonja
    Schilde, Sonja 30. Juli 2019 at 09:10 | | Antworten

    Schade, dass ich nicht dabei sein konnte! Aber im Leben gibt es auch noch andere Termine.
    Ich persönlich trage schon 15 Jahre meinen Anteil zur kinderfreundlichsten Stadt bei der Standortsicherung Oberschule bei.

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