Was ist in den Verwaltungen los?

Landesarbeitsgericht Chemnitz

Landesarbeitsgericht Chemnitz

Am vergangenen Dienstag weilte ich als Zuschauer einer Verhandlung im Landesarbeits- gericht Chemnitz bei. Es war die 3. Verhandlung; die 2. bereits in zweiter Instanz. Zu einem Urteil der Klage konnte es nicht kommen, weil die wichtigen geladenen Zeugen nicht erschienen waren. So kommt es in Kürze zur nächsten Verhandlung. Ebenfalls als Zuschauerin traf ich die Vertreterin von ver.di, Elena W.. Auf meine Frage, was denn die Gewerkschaft ver.di zu so einer Gerichtsverhandlung führe, gab sie mir doch sehr interessante Hinweise.
Sie legte mir dar, dass das für sie hier kein Einzelfall wäre; sie sei ehrenamtliches Mitglied der Landesfachgruppe Kommunen SAT (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) und begleitet solche Fälle entsprechend. Etwas traurig teilte sie mir mit, dass das hier kein Sonderfall sei. In den Verwaltungen der Kommunen und Landkreise ist leider oft zu bemerken, dass deren Arbeit weniger bürgerorientiert ist. Es gehe mehr nach dem Einhalten von Vorschriften, um keinen Fehler zu machen. Ermessensentscheidungen werden seltener getroffen. Man hält sich streng an die Gesetzesgrundlage.
“Im Hintergrund in den Verwaltungen gibt es Machtkämpfe. Einzelne Mitarbeiter-/innen wird das Arbeiten sehr erschwert; das geht bis zum Mobbing”, so Elena W.. “Es häufen sich Fälle, in denen sich sogenannte Low Performer, welche sich auch sehr gut darstellen können, alles dafür tun, ihr gutes Leben in der Verwaltung aufrecht zu erhalten. Kompetente Mitarbeiter-/innen können da ein Hindernis sein. Die Fassade könnte zu bröckeln beginnen. Diese Mitarbeiter-/innen werden gefährlich, bestenfalls mit viel Arbeit “ruhig gestellt”.”
Doch wie können solche Konstrukte entstehen, sich aufrecht erhalten? Sind es Beziehungen, welche nicht nur Fachpersonal in die Verwaltungen bringen oder gesellen sich gleich und gleich gern zusammen, wie man so schön sagt? Hängt es mit dem Klischee der kaffeetrinkenden Verwaltung zusammen?
Es wird verschiedene Ursachen geben, so ihre Einschätzung nach der jahrelangen Erfahrung; vielleicht spielen die irgendwie ineinander.
Doch eins ist sicher: Alle, die sich gegen ihre Kollegen und Mitarbeiter verbünden, diese ausgrenzen, “verheizen”, zur Aufgabe, Kündigung (von welcher Seite auch immer) bringen, sollten sich bewusst machen, was sie den Betroffenen und deren persönlichem Umfeld antun.
“Ich habe Ähnliches erlebt; hatte aber das Glück, sehr gute Leute an meiner Seite zu haben, Sie haben mir unwahrscheinlich geholfen und mir beigestanden. Ohne diese Hilfen und auch hohem finanziellen Aufwand hätte ich es nicht so gut überstanden. Doch auch Freunde und Familie haben unter der Situation gelitten. An Keinem ist diese Sache spurlos vorüber gegangen. Es hat uns verändert. Ist es das wert, nur damit Einige gut dastehen?”
Das Colditzer Rathaus

Das Colditzer Rathaus

Ein historisches Foto - Mitarbeiter des Gemeindeamtes Zschadraß in "freundlicher" Arbeitsberatung

Ein historisches Foto – Mitarbeiter des Gemeindeamtes Zschadraß in “freundlicher” Arbeitsberatung

Landesarbeitsgericht – Stadt Colditz; gibt es da Überlappungen, die sogar eine Spezialistin auf den Plan ruft? Sicher, denn dass im Colditzer Rathaus seit Jahren ein derartige Personalfluk- tuation läuft, hat sich weit über die Stadtgrenzen herumgesprochen. Das müsste doch alles Geschichte sein; über 7 Mio. Euro wurden in die Sanierung des Rathauses gesteckt und wer wäre nicht froh, in solch einem tollen Büro einen gut bezahlten Job zu haben. In einer jüngsten Ausschreibung wurde für die in´s Babyjahr gehende Bauamtsleiterin für 1 1/2 Jahre eine Vertretung gesucht. Monatsgehalt über 5.200 Euro plus Zuschläge der verschiedensten, gesetzlichen Art. Da müssten sich doch die Bewerbungen stapeln. Doch eine wesentliche Frage stellt sich den Interessenten – wie ist dort das Klima und auf was lasse ich mich da verlockender Weise ein? Um den Vorwurf, man habe unter den Bewerbern die falsche Auswahl getroffen, vom Tisch zu weisen, gab man diese Einschätzung lieber an externe Beraterfirmen – WIR haben da nichts falsch entschieden. Allein diese Auslagerung kostete während BM Zillamnns Amtszeit von 2020 bis 2023 der Stadt Colditz 36.405,31 Euro. Doch die Personalfluk- tuation wurde seither nicht behoben. Haben die Beraterfirmen hier völlig falsch entschieden, oder hat es ganz andere Ursachen, dass man lieber wieder geht? Wären die Gelder da nicht besser für Kinder- Jugend- oder Seniorenarbeit angelegt worden? Es bleiben viele Fragen offen.
Um so verständlicher, verglichen mit den eigenen Erfagrungen in der Stadt Colditz, wird die Frage viel verständlicher, warum eine Expertin der Gewerkschaft ver.di einer solchen Gerichtsverhandlung beiwohnt. Viele Fragen, die dieser Prozess aufwirft, blieben bis jetzt noch unbeantwortet. Warten wir es eben einfach ab, wie das Gericht entscheiden wird.
Falls Sie Fragen zu einem ähnlichen Problem Ihrerseits haben, können Sie sich gern fachlichen Rat bei ver.di holen. Elena W. steht Ihnen gern helfend zur Seite, auch wenn Sie nicht Mitglied bei ver.di sind.

spiegel

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