Da steh´n sie wie die Orgelpfeifen

Ein Ständchen in der Moritzburger Kirche

Ein Ständchen in der Moritzburger Kirche

Mark Zocher an der Orgel - eine Probe nicht erst nötig

Mark Zocher an der Orgel – eine Probe nicht erst nötig

Die Orgelbauerwerkstatt Rühle

Die Orgelbauerwerkstatt Rühle

Unsere Orgel - zerlegt in tausend Teile

Unsere Orgel – zerlegt in tausend Teile

Filigrane Arbeit an den Orgelpfeifen - alles Stück für Stück

Filigrane Arbeit an den Orgelpfeifen – alles Stück für Stück

Nicht alles ist aus Metall, manche Töne werden dem Holz entlockt

Nicht alles ist aus Metall, manche Töne werden dem Holz entlockt

Das Fasanenschlösschen

Das Fasanenschlösschen

Das Jagdschloss Moritzburg

Das Jagdschloss Moritzburg

Gähnende Leere herrscht derzeit an der Erlbacher Orgel, ein großer Teil der Pfeifen wurde kürzlich nach Moritzburg verbracht. Hier soll nun die alte Ladegastorgel generalrestauriert werden, damit sie im Herbst diesen Jahres wieder ihren ange- stammten Platz einnehmen kann. Dieser riesige Aufwand war nur möglich dank einer großzügigen Spende in fünfstelliger Höhe von Mark Mobius, der in den USA lebt, aber seine familiären Wurzeln in Erlbach hat. Keinesfalls zu vergessen sind aber die vielen kleinen Spenden, die im Rahmen von Gottesdiensten und Kulturveranstaltungen von den Einheimischen in den letzten Jahren zusammengetragen wurden. Emsige Vorarbeit haben die beiden Enthusiasten Mark Zocher und Gunter Werner für all das geleistet. Es geht eben nur Schritt für Schritt, will man etwas Dauerhaftes erreichen. Um nun einmal zu sehen, was aus der zerlegten Orgel geworden ist und ob sie sich in guten Händen befindet, machte sich der Kirchenchor mit ein paar Freunden auf den Weg nach Moritzburg. Der erste Besuch galt aber nicht der Werkstatt, sondern der evangelischen Ortskirche. Herr Lohse erzählte Geschichtliches dieses relativ jungen Gotteshauses. Wie so viele andere in der ehemaligen DDR verfiel es immer mehr und mehr. Die gröbsten Schäden waren in der Dacheindeckung des Turmes zu verzeichnen und so konnte er Erfreuliches berichten, dass sogar Bergsteiger sich damals auf das Dach schwangen, um die Schäden notdürftig zu reparieren – eine nicht ganz alltägliche Sache. Dann kam die Wende – nach umfangreichen Sanierungs- arbeiten ertstrahlt sie heute wieder in vollem Glanz. Es ist mit seinem tollen, fast im Besucherraum stehenden Altar und der ihm gegenüberliegenden Orgel ein herrlicher Kirchenbau. Welche Klangfülle sich allein aus der Architektur herausholen lässt, stellten sogar unsere Chormitglieder erstaunt selbst fest, als sie zu einem kleinen Ständchen vor dem Altar Aufstellung genommen hatten: “so schön hat unser Gesang noch nie geklungen”. Dann ging es weiter in die Werkstatt des Orgelbaumeisters Christoph Rühle, einem Familienbetrieb von 23 in seinem Fach, die es derzeit noch in Sachsen gibt. Alle neugierigen Besucher waren überrascht, was sich hinter einer Restauration von Orgeln für eine Arbeit verbirgt. Hier muss jeder Handgriff überlegt sein und mit den Materialien sorgfältigst umgegangen werden. Der junge Chef (im grünen Pulli) erklärte nicht nur die Schritte, sondern beantwortete auch verständlich die vielen Fragen. Die Arbeiten erfolgen in zwei Räumen – in einem die für die metallischen, im oberen die der hölzernen Pfeifen und Zubehörteile. Insgesamt sind es ja nun weit über 1000 Einzelteile und es dürfen keine weder vertauscht werden, noch verloren gehen. So ähnelt es eher einem Kunststück, all die vielen Teile wieder wie ein Puzzle zusammenzufügen und dem Instrument jenen Klang wieder zu geben, den ihm Ladegast einst einhauchte. Alle haben die Werkstatt mit einem erleichterten Gefühl verlasssen, dieses Meisterwerk in gute Hände gegeben zu haben und freuen sich auf jenen Tag, wo es feierlich wieder in der Erlbacher Kirche seinen Dienst aufnehmen kann. Nach einer kurzen Mittagspause ging es in das nahegelegene Fasanenschlösschen Moritzburgs. Auch das ist nach gravierendem Verfall restauriert worden und seit 2009 wieder zu besichtigen. Erstaunlich, dass man auf einer Fläche von 14 x 14 Meter und 2 Etagen alle erforderlichen Wohn- und Arbeitsräume unterbrachte, die für das Leben des lustren Adels erforderlich waren. Die Ausstattung allein der Wände jedes einzelnen Raumes ist einzigartig; die Sanierung dafür hat Jahre gedauert und bedurfte einer akriebischen Handarbeitstechnik, die heute trotz modernster Technik kaum noch zu schaffen ist. Es war eine Symbiose von Kunst und Handwerk. Von da ging es zu einem Tässchen Kaffee in die Waldschänke (nicht in Colditz), danach mit einem kleinen Foto-Zwischenstopp am Schloss Moritzburg nach Hause. Es war für alle ein erlebnisreicher und spaßiger Tag, den uns auch Herr Trommer mit seinem Bus versüßte.

spiegel

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