Schloss Colditz schaut in die Zukunft

Wie geht es mit Schloss Colditz zukünftig weiter?

Wie geht es mit Schloss Colditz zukünftig weiter?

Die Schlösserverwaltung Sachsens hat jüngst Bilanz über das vergangene Jahr gezogen. In der Gegenüberstellung vor Corona (2019) steigen die Zahlen langsam wieder an. Das Normalmaß haben sie noch nicht erreicht, denn es spielen eine Reihe weiterer Faktoren eine Rolle, mit denen wir bisher wenig Probleme hatten: die Erhöhung der Lohn- und Energiekosten. Sie schlagen sich auch in den Besucherzahlen nieder. Hatten die Burgen, Schlösser und Gärten 2019 2,13 Mio, Besucher, so sind es nach einem Absturz 2022 wenigstens wieder 1,72 Mio. geworden. Die Heizkosten sind im Vergleich der beiden Jahre von 246.000 auf 351.000 Euro gestiegen. Eine große Rolle spielen auch die Fremdkosten, Betriebe, die im Auftrag der SSV Arbeiten übernehmen. Dort sind die Kosten durch gestiegene Mindestlöhne allein von 3,78 auf 5,10 Mio. Euro angewachsen. Ohne die hohen Zuwendungen durch den Freistaat Sachsen würde das ganze System gar nicht mehr funktionieren. Schauen wir also einmal auf das Schloss Colditz, das unser Zugpferd sein sollte. In der Besucherliste aller Burgen, Schlösser und Gärten nimmt Schloss Colditz nur einen der hintersten Plätze ein; mit weit weniger Besuchern als die benachbarten Burgen Kriebstein und Mildenstein. Deshalb ist das Kosten-Einnahmen-Verhältnis auch entsprechend zu bewerten. Wir sollten uns glücklich schätzen, wenn trotz allem der Freistaat mit seiner finanziellen Hilfe sich darum bemüht, dass unser Schloss in der Rangliste durch eine höhere Attraktivität und damit Besucherzahl nach vorn rückt. Eine parallel laufende Aufgabe obliegt der Stadt. Im Fachwort “Destination” sind alle Dinge enthalten, die zu einem guten Ergebnis führen könnten – alles sollte miteinander gut harmonieren. Den Gästen sollte ein breites Umfeld an Service, Gastronomie, Geschäften, Kultur- und Freizeitgestaltung angeboten werden, das zu einem längeren Verbleib verlockt. Da dreht sich in Colditz gerade das Rad rückwärts.
Laut Vertrag übergab 2012 die Stadt das gesamte Museum dem Freistaat Sachsen. 2018 wurde alles beräumt und im Schloss zwischengelagert. Von nun an hat die SSV persönlich die Zügel in der Hand. Das gibt uns Hoffnung, dass es damit in die Hände von Fachleuten gelegt wurde und einer guten Zukunft ins Auge blickt.
Übergabe des Colditzer Heimatmuseums an  den Freistaat Sachsen

Übergabe des Colditzer Heimatmuseums an den Freistaat Sachsen

Britische Offiziere zu Gast im Schloss Colditz

Britische Offiziere zu Gast im Schloss Colditz

Das Schleinitzhaus mit restauriertem Giebel; künftig das Museumsgebäude

Das Schleinitzhaus mit restauriertem Giebel; künftig das Museumsgebäude

Blick auf den alten Schlossteil von der Hainburg über den Tiergarten

Blick auf den alten Schlossteil von der Hainburg über den Tiergarten

Letzte Bestandteile des Tiergartens

Letzte Bestandteile des Tiergartens

Einzigartige Originaldecken aus dem 16. Jahrhundert

Einzigartige Originaldecken aus dem 16. Jahrhundert

Die Vogelwelt in den Decken der Räume

Die Vogelwelt in den Decken der Räume

Alles mit Bedacht

Alles mit Bedacht

Dem Schloss Colditz werden in den nächsten Jahren umfangreiche Restaurierungsarbeiten bevorstehen. Die Zeiten, wo Colditz sein Hauptaugenmerk auf das Oflag IV C legte, sind vorbei. Die Generation der einstigen Insassen ist verstorben, ihre Nachfahren auch in einem hohen Alter. Ob sich die nächste Generation für Reisen begeistern lässt, wo einst ihre Großväter einsaßen, ist fraglich. Die bisher vornehmlich aus dem britischen Raum kommenden Besucher haben zusätzlich mit dem Brexid zu tun. Nicht nur deshalb hat sich die SSV entschlossen, das Schloss über modernste Medien den Besuchern zugänglich zu machen, wo 2024 ein großes Projekt abgeschlossen werden soll. Schloss Colditz hatte seine Blütezeit im Mittelalter. Aus dem Jagdfieber heraus legte Kurfürst Friedrich der Weise 1523 den Tiergarten an, der in mehreren Generationen erweitert und schließlich mit einer 7,5 km langen Mauer umgeben wurde. Zu diesem Jubiläum im August laufen im Moment gerade emsige Vorbereitungen. Als das Schloss gegen Ende des 18. Jahrhundertes seinen Prunk verlor, sich die Herrschaften mehr in andere Schlösser und den Dresdener Raum zogen, wurde unser Schloss zu einer Heilanstalt für Geisteskranke umfunktioniert. Manchmal können aber Trauer und Freude zusammenfallen. Die Umnutzung zu Pflegeräumen setzte kleinere und niedrigere Zimmer vorraus. So wurden in die großen Räume Zwischen- wände und -decken eingezogen, ohne die vorhandene Substanz zu entfernen. Nach denkmal- schützerischen Arbeiten wurde eine Fülle von historisch einzigartigen Originalen fast unbeschädigt gefunden. Darunter verbirgt sich nun ein unwieder- bringlicher Schatz, der eigentlich Schloss Colditz zu einem der wertvollsten Schlösser Sachsens werden lässt. An der Umsetzung dieses enormen Vorhabens, Schloss Colditz seinen alten Glanz wieder zu geben, arbeitet schon seit vielen Jahren die Museologin Regina Thiede mit. So werden in den nächsten Jahren eine Fülle von Arbeiten auf sie und die SSV zukommen, dieses riesige Projekt der Erhaltung wertvollster Kulturgeschichte in die Tat umzusetzen. Hinsichtlich auch des enormen finaziellen Aufwandes, was der Freistaat unterstützt, werden noch einige Jahre in´s Land gehen. Es wird unserem Schloss den mittelalterlichen Charme zurückgeben.
Lassen Sie uns also hoffen, dass uns genügend finazielle Mittel zur Verfügung stehen. Von den einst in Colditz geprägten Magarethengroschen lassen sich leider nicht mehr alle anfallenden Kosten decken. Doch nehmen wir den 380 Jahre alten Ratschlag ernst:
Alles mit Bedacht!

spiegel

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